Zum Thema "Saisoneröffnung" an der Ruhrquelle/Hochsauerland am 15.11.2014
Vorab, dies ist keine Abrechnung mit dem Wintersport, schon gar nicht mit dem Skibetrieb im Sauerland oder der Schneeanlage an der Ruhrquelle. Ich werde mir weiterhin gerne die Ski anschnallen, so es denn sein muss auch auf gerodeten, planierten & beschneiten Abfahrten. Meinetwegen auch bei deutlichen Plusgraden, in der abartigsten Jahreszeit und dem bescheidensten Wetter. Es macht leider einfach Spaß…
Wie auch immer, erwartet hier keinen „klassischen“ Schneebericht, was auch immer das sein mag. Die meisten der folgenden Bilder stammen weder aus diesem Jahr, noch aus dem Sauerland und erst recht nicht von der Ruhrquelle. Auch das geschriebene hat nur am Rande mit dem „Saisonstart“ zu tun. Man möge es mir verzeihen.
#1 Wirtschaftszweig Wintersport, energie- und kostenintensiver Massentourismus auf dem Rücken der Umwelt. Trotzallem (fast) immer auch ein Naturerlebnis.
Warum dann das ganze? Die Diskussion um die „Schneeerzeugung“ bei Plusgraden im Sauerland, von beiden Seiten teils mit guten aber überwiegend mit hanebüchenen, abstrusen vor allem aber heuchlerischen Argumenten geführt, hat dafür den Ausschlag gegeben.
Gelegentlich bekomme ich den Eindruck, von mancher Seite wird hier ein regelrechtes „Sauerlandbashing“ betrieben – mit großem Eifer. Es scheint fast als würde es User geben die dem Sauerländer Marktführer lieber heute als morgen die Pleite an den Hals wünschen.
Möglicherweise aber auch einfach nur, weil der ein oder andere zu jedem vorhandenem Thema seinen Senf ablassen muss, betrifft aber nicht nur die Sauerlandtopics.Durch den energieintensiven Einsatz des Snowmakers schaufeln sie sich ihr eigenes Grab nur noch schneller!
Wie man in den Wald hineinruft, so schall es hinaus. Auch für den ein oder anderen „Sauerlanduser“ gilt obiges. Ständig sind irgendwo Vergleiche des, im alpinen Vergleich zurecht belächelten, Sauerlandes zu lesen. Da bin ich des öfteren peinlich berührt – Neudeutsch Fremdschämen.
Oft sind des die gleichen User, die empfindlich reagieren, wenn irgendwo mal ein kritisches Wort über „ihr“ Sauerland fällt.
Das Sauerländer Schneesituations- und Newstopic ähneln nicht selten einem Kindergarten und das hat nicht immer dem Alter der User zu tun.
Wie auch immer, ich picke hier noch mal gezielt einige Dinge aus den mittlerweile vier verschiedenen Topics (!) heraus, in welchem über die aktuelle Entwicklung im Sauerland „diskutiert“ wird. Den ein oder anderen Satz werde ich auch direkt zitieren Die Zitate stehen Grundsätzlich nur Pate für diverse Diskussionsansätze und Meinungen.
Auch wenn nun möglicherweise noch ein fünfter Thread entsteht, das Thema ist es Wert. Weiterhin steht meine Meinung natürlich auch zur Diskussion.
Das ist einfach ein "krankhaftes" Klammern an etwas, was man halt eigentlich in dieser Lage nicht immer haben kann, den lieben Schnee [….]Man sollte aber doch unterscheiden, ob man nur nachhilft und eine konstante Saison schafft oder künstlich eine Saison erschafft.
#2 Krankhaftes Klammern an den Herbstskilauf den man in dieser Lage nicht immer haben kannn - man hilft nur nach und schafft eine konstante Saison
Neben dem oben genannten Thema ist dies natürlich auch immernoch ein „Schneebericht“. Die ortsfremden Bilder, der ein oder andere Ort mag euch bekannt vorkommen, stehen dabei nur symbolisch Pate für diese Diskussion. Diese sind zwar mit Sicherheit keine Werbung für den Wintersport überhaupt, halten mich aber trotzdem nicht davon ab. Fast jeder Ski- und Snowboardfahrer muss mit dieser unbequemen Tatsache leben.
Schneeerzeugung bei Plusgraden – Perversion oder Fortschritt?
Lange habe ich mich zu diesem Thema zurückgehalten, die „Diskussion“ anderen überlassen. Zunächst wollte ich mir selbst eine klare Meinung bilden, was mir aber bis heute nicht gelungen ist. Es gibt gute Argumente dafür und dagegen. Dazu eine wirtschaftliche, moralische und ökologische Seite. Alles hat seine Berechtigung, jede Seite hat irgendwo Recht. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Am Ende muss jeder für sich selbst Urteilen – finde ich diese Entwicklung gut oder schlecht? Muss alles was technisch möglich ist auch umgesetzt werden?
Irgendwo ist diese Diskussion auch eine Farce. Gefühlt in jedem zweiten Topic wird nach SFL oder Ischgl gefragt. Nicht wenige User besitzen eine Saisonkarte, wohnen teils weit außerhalb der Alpen und legen jeden für jeden Skitag einige hundert Kilometer mit dem Auto zurück.
Wie kann man sich da anmaßen gegen diese Form der Schneeerzeugung, mit dem Argument Energieverschwendung, zu sein?
#3 Praktisch jeder Skitag in den Alpen, umittelbar Ortsansässige ausgeschlossen, dürfte eine schlechtere Umweltbilanz haben als einer im Sauerland...
Verschwendung?
Stichwort Strom, Verschwendung. Natürlich ist ein Snowmaker irgendwo Energieverschwendung.
Die Maschine verbraucht "nur" Strom und Wasser. Wasser, das ist im Sauerland eine praktisch ungebrenzte Ressource. Ganz im Gegensatz zu manchem hochalpinen Trockental im Winter. Doch Strom? Strom muss produziert werden. Ob auf herkömmliche Weise, mit fossilen Energieträgern oder wie seit einiger Zeit in steigendem Ausmaß durch regenerative Energien. Das Problem ist, egal wie der Strom nun erzeugt wird, in jedem Fall wird sich irgendjemand, egal in welcher Form, auf den Schlips getreten fühlen. Wer will schon neben einem Windrad oder gar einem Atomkraftwerk wohnen? Ncht wenige Menschen verlieren durch unseren Energiehunger gar ihre Heimat - für immer. So gesehen, macht es also schon Sinn Strom sinnvoll und effizient zu nutzen. Doch spricht das gegen den Snomaker? Ich finde eher nicht.
Ja, Schneeerzeugung ist eine perverse Energieverschwendung, erst recht bei Plusgraden.Wahnsinn. Was für eine perverse Energieverschwendung.
Gilt aber gleiches nicht auch erst recht für Sitzheizungen in kuppelbaren Sechser-Sesselbahnen?
#4 Strom kommt nicht aus der Steckdose, andernorts steht nicht nur ein Windrad auf einem Hügel, nein ganze Dörfer, die Heimat von Menschen verschwindet für immer.
#5 Strom ja bitte, aber blos keine Atomkraftwerke....
#6 ....Windkraftwerke schon eher, aber bitte da wo es nicht so "schön ist wie bei uns". Erst recht nicht auf unseren schönen, windreichen, grünenHügeln mit ihrer unberührten Natur...
Beschneiung, Klimawandel - gab es denn "früher" immer Schnee?
Die Erde erwärmt sich, das ist ein Fakt. Des öfteren habe ich in diesem Forum bereits meine Meinung zu diesem Thema kundgetan. Das diese Entwicklung, zu großen Teilen, für menschengemacht halte, ist für einige sicherlich kein Geheimnis.
#7 Klimawandel, nicht nur das Sauerland ist betroffen. Jeder kämpft aus seine Weise dagegen an - will man sein Geschäft nicht aufgeben sind unbequeme Maßnamen erforderlich.
Winter, die diesen Namen auch verdienen, werden gerade in tiefer gelegenen Gebieten, also auch im Sauerland, immer seltener. Aber auch der Gast wird anspruchsvoller. Folge dieser Entwicklung: technische Schneeerzeugung, Pistenkorrekturen & -planierungen und immer komfortablere Liftanlagen. Dazu wanderten die Skigebiete in immer größere Höhen und zuvor unberührte Bereiche. Teils enstanden regelrecht Skigebiete und Dörfer aus der Retorte.
Wo aber fängt dieses künstlich an?
#8 Ist es schon künstlich Wälder zur Anlage von Skipisten zu Roden? Im Hochgebirge? In Bannwäldern?
#9 Ist es künstlich Pisten in unwegsamen, eigentlich nicht skifahrtauglichen Gelände zu Bauen?
Die Schneekanone war in der Vergangenheit, in ihren Anfangstagen, auch nur als Ergänzung gedacht. Wird es auch bestimmten, stark beanspruchten Pistenabschnitten mal kritisch, helfen wir ein bisschen nach. Das ganze hat sich mittlerweile egalisiert. Heute setzt man fast allenorts auf eine Vollbeschneiung, ja sogar auf Gletschern. Schneeerzeuger finden sich inzwischen auf auf weit über 3000m Seehöhe. Man beschneit, wenn es nur geht, auch im November (in tiefen lagen), es könnte ja ein schlechter Winter kommen. Entsprechend nicht nur auf der Piste sondern auch auf Depot. Man schaue sich nur mal den Skibetrieb um die Ostertage an. Weiße Bänder durch Wälder von Schneeerzeugern bis in die Tallagen, teils auch an Südhang. Das ganze hat nichts mehr mit nachhelfen oder einer konstanten Saison zu tun. Hier wird eine Saison, künstlich erschaffen.
Ganz davon ab, erblickt man irgendwo auf Lawinenverbauungen ist man in einem Bereich, in dem von Natur aus, überhaupt nichts geht. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema, da könnte man alle Skigebiete, abseits von Tallagen und Mittelgebirgen (!) per Se in Frage stellen. Das würde dann doch zu weit ausufern...
Zweifelt man am Sinn der Anlagen muss ich alle schneianlagen im Alpenrand hinterfragen, Klammern sich an Sie doch alle Betreiber die Saison zu sichern wenn 'der Liebe Schnee' mal auf sich warten lässt.....
Letztes Jahr wurde auf der gesamten Alpennordseite der quasi nicht vorhandene Winter geschaffen.
#10 Abfahrten durch ein Spalier von Schneelanzen bei fragwürdigen Verhältnissen. In der späten Saison nichts ungewöhnliches. Ob das "früher" immer alles weiß war?
Das ist der Kern der Diskussion. Das Sauerland, insbesondere der Winterberger Raum ist wirtschaftlich vom Wintersport, dem Tourismus abhängig. Außer Forstwirtschaft, ein paar Rinderzüchtern und Steinbrüchen, gibt es dort sonst kaum etwas. Auch wenn der Skitourismus vielleicht nicht mehr den aktuellen klimatischen Gegebenheiten genügt. Die vielen Liftanlagen und Skigebieten sind in den 60/70er Jahren nicht zufällig dort entstanden. Das man sich nun, an diesen eventuell nicht mehr aus natürlichen Gegebenheiten, profitablen Wirtschaftszweig klammert ist doch verständlich! Man sollte nicht so blauäugig sein, dass die z.B. Viehwirtschaft ablegehener Alpentäler auch nur ansatzweise konkurrenzfähig zur Massentierhaltung im Flachland wäre. Nicht gänzlich anders verhält es sich mit dem Wintersport.Der Schnee wird keineswegs zum Spaß dort gemacht, viele Existenzen sind im Sauerland direkt davon abhängig.
Sehen wirs mal so, fast niemand heißt die herschende Form der Massentierhaltung gut mit allem damit verbundenen Qualen und Misständen die dieses Geschäft für Mensch und Tier mit sich bringt. Trotzdem mag fast jeder Fleisch, Eier, Käse etc. - aus dieser Produktion. Die Nachteile werden für den Vorteil in Kauf genommen. Genauso verhält es sich beim Wintersport - zumindest für mich.
Wie auch immer, ich hoffe nicht, das man in Zukunft, sollten hier einige der besonders investitionsfreudigen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, nicht von öffentlicher Seite nochmal das Portemonaie aufmacht. Das vielgelesene Argument „die wissen schon was sie tun“ ist Quatsch. Wenn dem so wäre würde nicht ein einziges Privates Unternehmen in die Insolvenz gehen. Wieso zum Henker sollte das bei Liftbetreibern anders sein.
Ich komme mal zum Ende, ich habe sicherlich nicht alles gesagt was ich sagen wollte. Trotzdem bin ich einiges losgeworden und was nicht ist kann ja noch werden.
Zum Abschluss fand ich dieses Zitat passend:
Soweit meine Gedanken dazu, jetzt folgt der Schneebericht....Wir sollten aufhören beim Skifahren von Naturschutz und sonstigen "grünen" Sachen zu reden und müssen lernen zu akzeptieren das Geschäftsleute Entscheidungen treffen um Geld zu verdienen. Ob das letztlich immer richtige Entscheidungen sind erkennt man erst später.