Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

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Ams
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Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von Ams »

Im Gegensatz zu den Skiausflügen auf der Hauptinsel hab ich Anfang März einen Freund in Sapporo besucht, der ebenfalls gerne Ski fährt. Damit stand auch fest, dass wir 2 der 4 Tage dort zum Skifahren nutzen werden. Die Anfahrt war mit dem Auto, was uns natürlich viel flexibler gemacht hat. Als Gebiete haben wir Niseko und Tomamu ausgewählt, wobei ich hier mit Niseko anfange.

Niseko ist das größte und bekannteste "australische" Skigebiet in Japan. Eigentlich sind es 4 Gebiete am gleichen Berg, die sich zusammengeschlossen haben und einen gemeinsamen Skipass anbieten. Die Möglichkeiten im Gelände neben den Pisten oder komplett außerhalb der Gebiete zu fahren sind vielfältig. Dazu kommen die für Hokkaido üblichen großen Schneefallmengen und der verhältnismäßig große Höhenunterschied von knapp 1000 m. Dank der vielen ausländischen Gäste wird fast überall Englisch gesprochen. Zur Anreise kommt praktisch nur das Auto in Frage, mit Bahn und Bus wird es etwas umständlicher. Man braucht grob 2 Stunden von Sapporo, wenn man die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Landstraßen (50 km/h) komplett ignoriert. An allen 4 Talstationen stehen große Parkplätze zur Verfügung und keiner der Einstiege hat einen Nachteil. Will man aber noch bei Flutlicht fahren sollte man Niseko Grand Hirafu ansteuern, da man dort Nachts das beste Angebot hat und die Gebiete nach 16 Uhr nicht mehr verbunden sind.

Fakten
Wetter:
Sonne und Wolken gemischt, -10°C und windig

Schneehöhe:
>200cm

Geöffnet:
Alles

Pistenzustand:
Je nach Gebietsteil alles von total vereist bis super, kaum frisches Pulver da Sturm am Vortag

Wartezeiten:
Keine

Gefallen:
Größe und Vielfalt des Gebiets

Nicht gefallen:
Teils eisige Pisten, teure Gastronomie

Pistenplan:
http://www.niseko.ne.jp/en/map/pdf/FPma ... 1413937768
Niseko besteht eigentlich aus 4 Gebieten mit eigener Talstation, die sich im oberen Bereich treffen. Japantypisch kommt man aber nicht bis auf dem Gipfel und kann somit keinen Rundumblick genießen. Annupuri, Village und Grand Hirafu besitzen jeweils eine Gondelbahn, an die sich ein oder zwei Sesselbahnen zum höchsten Punkt anschließen. Teilweise werden die Gondeln durch (K)SBs gedoppelt, falls jene Sesselbahnen nicht schon lsap sind. Hanazono ist am weitesten vom Gipfel entfernt und wird durch 3 4KSB erschlossen. Die Pistenvielfalt ist besser, als es der Plan vermuten lässt und reicht meiner Meinung nach für 2 Skitage - nutzt man noch die Freeridemöglichkeiten kann man dort sicher auch mehr Zeit verbringen. Schwarze Pisten sind wie meistens in Japan nicht präpariert und fallen daher häufig in die Kategorie Buckelpiste, Tiefschneeloch, Eisbahn oder eine Kombination davon.

http://www.niseko.ne.jp/en/rules/img/11 ... e_JPEN.pdf
Man kann in einigen Bereichen recht gut neben den Pisten durch die Bäume fahren oder man nutzt eines der 9 Gates um sich ins freie Gelände zu verabschieden. Abgesehen von den lawinengefährdeten gesperrten Zonen gibt es hier keine Resriktionen wo man hin darf. Das ist auch der Hauptgrund wieso Niseko so beliebt ist.

Bilder und Bericht
Diesmal gibt es auch ein paar Bilder drum herum, weil es ja nicht ein Wochenendausflug mit dem Bus in ein Skigebiet war. Wie kommt man am besten von Tokio nach Sapporo? Indem man sich 2 Stunden in ein Flugzeug setzt. Die Wahl viel damals auf ein Weihnachtssonderspecial für 30 Euro inklusive Aufgabegepäck bei irgendeiner Billigairline. Toll auch, dass in Japan bei Inlandsflügen die Mitnahme von Flüssigkeiten erlaubt ist.

Endanflug mit irgendeinem Skigebiet in Sicht.
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Wir sind in Japan...
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Noch eine abendliche Runde durch Sapporo. Der Fernsehturm ist das Wahrzeichen der Stadt.
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Nächster Tag in der morgendlichen rush-hour. Hier sieht man auch schön wie der ganze Schnee weggeschafft wird.
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Manchmal liegt der Schnee eben doch etwas höher. Damit man trotzdem weiß wo die Straße ist gibt's diese Markierungen.
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Niseko kommt in Sicht - ein typischer Vulkankegel.
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Leider war es das dann auch für diesen Tag. Vor Ort mussten wir feststellen, dass alle oberen Lifte wegen Sturm geschlossen sind und keiner so genau weiß, ob und wann da heute noch was geht. Warum stand das heute morgen nicht auf deren Internetseite?? Die Alternative bestand aus Sightseeing in der Gegend, was sowieso für einen der folgenden Tage geplant war.
Zuerst zum Kratersee Toya, in dessen Nähe vor einigen Jahren ein G8 Gipfel stattfand. Das dafür genutzte Luxushotel steht auf einer Anhöhe und hat auch eine EUB hinunter zum Seeufer.
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Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Vulkan Usu. Während der Hauptberg inaktiv ist und inzwischen durch eine Bahn erschlossen wird (die leider an diesem Tag nicht fuhr), liegt einige 100m daneben der neue aktive Teil dieses Vulkans.
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Zum Mittagessen ging es in die Industriestadt Muroran, die bekannt für ihr Curry-Ramen ist. Man bekommt es zwar vereinzelt auch woanders, aber wie so oft schmecken lokale Spezialitäten eben am besten dort, wo sie herkommen.
Danach sind wir weiter nach Noboribetsu Onsen, vermutlich der bekannteste Onsen-Ort in Hokkaido. Man kann dort einige kurze Wanderungen um die heißen Quellen machen und natürlich in einem der mehr oder weniger luxuriösen Onsen entspannen. Abendtarif sei Dank war es auch im besten Onsen nicht teurer als hierzulande in ein Thermalbad zu gehen.
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Der nächste Tag stand auch gleich für den nächsten Versuch mit Niseko. Diesmal war das Wetter besser und alle Lifte liefen. Die Leihausrüstung habe ich mir direkt bei der Talstation geholt während mein Freund Skipässe kaufen gegangen ist. Im Vergleich zu meinen anderen Skitouren bekommt man hier qualitativ deutlich bessere Ski und Skistiefel, sodass ich eigentlich zufrieden war. Es ist aber auch erheblich teurer.
Wir haben bei der Talstation des Grand Hirafu Gebiets geparkt und sind somit mit der dortigen modernen EUB hinauf.
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Von der Bergstation hat man endlich einen guten Blick auf den oberen Gebietsteil. Auffällig ist der lsap ESL Holiday #3 sowie die Menschenschlange die durch G3 oder G4 das Gebiet in Richtung Freeride-Zonen verlässt.
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Der darüber liegende ESL King Lift #4 machte durch seine ungewöhnlich lauten Fahrgeräusche in Kombination mit mangelnder Kapazität und daher langer Schlange auf sich aufmerksam.
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Es bieten sich schöne Möglichkeiten zwischen den Bäumen abzufahren.
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Etwas weiter nach links versetzt steht die höchste Anlage des Village Gebiets: Die doppel ESL Wonderland Chair A/B. Damit ging es ganz nach oben und man hat gemerkt, dass es immer noch sehr kalt und windig ist.
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Um alle Gebiete mal zu Gesicht zu bekommen sind wir nun den Annupuri-Teil hinunter. Aufgrund der Windrichtung war es hier besonders stark vereist und die Pisten waren generell nicht so berauschend. Also fix mit der EUB nach oben und weiter mit dem Jumbo Pair Lift #4, dessen Bergstation durch den Wind stark vereist war.
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Als nächstes stand die Village-Seite auf dem Programm, deren EUB Bergstation rechts im Bild ist.
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Über das "Speedy Wonder"....
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...erreichten wir die Bergstatation der lsap Higashiyama EUB (links im Bild).
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Von dort ging es über die knackige schwarze Piste "Superstition" entlang der lsap Bahn hinunter.
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Unten haben wir erstmal zu Mittag gessen. In den typischen japanischen Skigebieten gibt es fast nur Selbstbedienungsrestaurants, was hier aber komplette Fehlanzeige war. Es gab nur deutlich zu teure Bedienungsrestaurants an den Talstationen. Ich fühlte mich ja fast wie zu Hause :mrgreen:
Da hier die Pisten deutlich interessanter waren haben wir noch einige Wiederholungsfahrten gemacht. Besonders eine nicht im Pistenplan eingezeichnete Variante in einem Bachbett in der Mitte des Village Gebiets war toll. Hat mich stark an gewisse Alpenpisten mit dem Namen Kanonenrohr oder ähnlichem erinnert.
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Jetzt fehlte noch Hanazono. Bei den Wetterbedingungen lag dieser Gebietsteil im Windschatten des Berges und hatte mit Abstand die besten Pistenbedingungen und auch deutlich mehr Pulver neben den Pisten. Somit hatten wir unseren Spaß zwischen den locker stehenden Bäumen neben dem Hanazono Quad Lift #3. Man sieht ebenfalls, dass die Japaner hier auch etwas mehr für Snowboarder tun und ganz westlich sämtliche Baumstämme wunderbar leuchtend gepolstert einpacken können. :lach:
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Wieder oben musste ich mir den King Lift #4 etwas genauer anschauen, da die Schlange nun deutlich kürzer war. Offensichtlich bildete er mit dem darunter liegenden lsap Holiday Lift #3 eine ESL-Kette. Dem Aussehen, den übermalten Rostbeständen und dem Schnarchtempo nach könnte es sich hier um den ältesten noch laufenden Lift des Gebiets handeln. Dazu kommen die lauten Schleifgeräusche des Stahlseils auf den Stahlrollen ohne Gummieinlagen. In Japan hab ich sowas nur an diesen Lift gesehen und selbst in Europa ist mir noch nie ein Lift mit puren Stahlrollen aufgefallen. Bin ich wohl zu jung dafür. Neben dem Lift stehen auch Flutlichtmasten, die leider nicht mehr genutzt werden :sniff:
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Nach dieser Bergfahrt wurden die oberen Lifte geschlossen und es ging in Sonnenuntergangsstimmung zurück nach Grand Hirafu. Im Hintergrund der Yotei, wegen seiner Form auch "Fuji Hokkaidos" genannt. Leider war er nie komplett Wolkenfrei.
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Glücklicherweise ist um die Zeit noch nicht Schluss. Stattdessen werden die Lichter angemacht und es geht noch wenigstens 2-3 Stunden in den unteren Gebietsteilen um die Gondel und die 4KSB weiter.
Die schwarze "Super" neben dem Ace Quad Lift #2 ist zwar auch Abends geöffnet, bekommt aber so gut wie kein Licht ab. Das macht die Fahrt über eine steile schwarze Buckelpiste zum absoluten Erlebnis, da man schon in der Dämmerung absolut nichts mehr erkennt. :lol:
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Kalt ist es jetzt auch auf halber Höhe...
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Farblich passende Liftanlagen? Alle Ace Pair Lifte sind rot, wobei der Pair #2 durch den längeren Quad ersetzt wurde und man diesen wohl nicht mehr rot haben wollte. Schade :wink:
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Einmal lächeln bitte! Solche Masten mit Kameras stehen überall um die größeren Liftanlagen herum und so fühlt man sich oft etwas beobachtet.
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Je dunkler, desto schöner...
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Der nächste Tage war mit Sapporo Sightseeing gefüllt.
Besonders empfehlenswert sind auch hier die lokalen Curry-Variationen, die meiner Meinung nach dem typisch japanischen Curryreis meilenweit überlegen sind.
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Sapporo beherbergt Japans wohl bekannteste Schokoladenfabrik (Shiroi Koibito) mit einem etwas abdrehten Park und einem schönen kleinen Spielzeugmuseum.
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Blick vom Fernsehturm in Richtng Berge.
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Am 3.3.2014 standen wir wieder auf Ski in Tomamu, wofür ich noch einen Bericht schreibe. Für die Rückreise hatte ich noch 3 Tage in Sendai eingeplant und so war Fliegen keine gute Option. Günstig und praktisch war dagegen die Übernachtfähre von Tomakomai nach Sendai. Für ganze 25 Euro ging es also im nahezu leeren Schlafsaal 12 Stunden mit dem Schiff gen Süden. Immerhin war trotz des mießen Wetters kaum Seegang. Hier zeigten sich allerdings die Vorteile von grundlegenden Japanischkenntnissen, da es sowohl im Hafen als auch auf dem Schiff mit Englisch ganz schlecht aussah.
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Rüganer
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Re: Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von Rüganer »

Sehr interessant, danke !
Witzig sind die Klapperlifte im High-Tech-Land aber schon .
Danke Schweiz und Bulgarien !
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starli
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Re: Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von starli »

Gummilose Seilrollen .. das Geräusch mag ich auch, kenn ich von den VR-Seitwärts-KDSBs ...
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Re: Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von F. Feser »

wunderbar :) Danke
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kaldini
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Re: Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von kaldini »

toller Bericht! So hab ich mir japanische Skigebiete immer vorgestellt. Vor allem der Bodenabstand bei den alten Sesseln ist ja recht niedrig...
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Re: Japan, Hokkaido, Niseko, 1.3.2014

Beitrag von Ams »

starli hat geschrieben:Gummilose Seilrollen .. das Geräusch mag ich auch, kenn ich von den VR-Seitwärts-KDSBs ...
Wobei die ersten VR101 doch deutlich älter sein dürften als jede Bahn in Niseko. Wenn man jetzt irgendetwas zur Geschichte des Gebiets finden würde und wüsste wie alt die ESL wirklich sind. Immerhin haben sie alle Niederhalter mit gummibesetzten Rollen nachgerüstet.
kaldini hat geschrieben:toller Bericht! So hab ich mir japanische Skigebiete immer vorgestellt. Vor allem der Bodenabstand bei den alten Sesseln ist ja recht niedrig...
Der Bodenabstand ist hier noch recht moderat. Da gibts in Japan deutlich krassere Beispiele inklusive 4KSB bei denen die Ski schon fast den Schnee unter der Bahn berühren und natürlich so niedrige fixe Bahnen, dass man beim Kreuzen aufpassen muss wie bei einem Schlepplift.
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