Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

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Chasseral
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Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von Chasseral »

Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Es ist Anfang Februar. Die Zentral- und Nordpyrenäen versinken langsam aber sicher vollständig im Schnee. Es ist Mittwoch früh, und die nächste Schneefront rollt aus Nordwesten heran. Für uns ein Grund, aus Andorra zu fliehen, weil wir dessen hochalpine Gebiete lieber bei Sonne sehen wollen. Als Fluchtziel wählen wir die für ihre Trockenheit berühmt und berüchtigte spanische Cerdanya aus. Das dortige Skigebiet Alp 2500 dürfte zu den fünf größten in Spanien gehören, und es besteht Hoffnung, dass die Schlechtwetterfront erst später in diesen südöstlichen Ausläufer der Pyrenäen zieht, oder vielleicht sogar ganz vor ihm Halt macht – wie so oft in diesem Winter.

Es gibt Skigebiete im östlichen Teil der spanischen Pyrenäen, die mir von den Bildern her geländetechnisch interessanter erschienen sind, zum Bleistift Boi Taüll oder Baqueira Beret. Aber die Skigebietsdichte ist in Spanien weit weniger dicht als in den Alpen, und die Zufahrt zu diesen Gebieten als Tagestour von Andorra wäre nicht sinnvoll möglich gewesen. Also Alp 2500.

Unsere Wettereinschätzung bestätigt sich, nachdem wir den Pas de la Casa überquert haben, welcher glücklicherweise gerade mal für wenige Stunden geöffnet war: Im Norden stauen sich dunkle Wolken, nach Süden hin wird es heller. Als wir dann in die Hochebene der Cerdagne „eintauchen“, blinzelt auch schon die Sonne zu uns herunter. Und just mit dem Überschreiten der französisch-spanischen „Binnengrenze“ der Cerdanya in Bourg-Madame/Puigcerdà wird das Wetter richtig schön. Vorher schon hat man das Skigebiet Alp 2500 voll ins Blickfeld bekommen, welches großflächig einen „Doppelberg“ bedeckt, der imposant und recht einsam mit 1500 Meter Höhendifferenz aus der Hochebene heraus ragt:

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^^ Sektor Masella des Skigebiets Alp 2500 von der Nähe der französisch-spanischen Grenze aus

Die Schneegrenze liegt bei ca. 1600 Meter und damit am unteren Skigebietsrand. Vier tage später (10.2. sollte sich das Ganze dann deutlich anders darstellen: Schnee satt bis herunter, wie das nächste Handy-Bild vom 10.2. zeigt.

Bild
^^ Sektor Masella des Skigebiets Alp 2500 vom Talboden aus am 10.2.2013

Das Skigebiet Alp 2500 erstreckt sich über einen relativ frei stehenden Gebirgszug mit zwei Gipfelgruppen, der einen südlichen Ausläufer der Pyrenäen bildet und in ca. 2500 m Höhe culminiert. Die beiden Sektoren des Skigebiets – Masella und La Molina – erschließen jeweils eine der genannten Gipfelgruppen. Von La Molina führt zusätzlich eine 8EUB auf die rechte Gipfelgruppe und stellt damit die Verbindung mit den beiden Sektoren her. An dieser Stelle der Hinweis auf den Pistenplan per Link:

Pistenplan Alp 2500 in 2400 Pixel
Pistenplan Alp 2500 in 1600 Pixel


Auch wenn Snowotz immer von La Molina spricht, steuern wir Masella an, das vom Talort Alp aus schneller zu erreichen ist, das mit der größeren Höehendifferenz glänzt (935 m), und das vor allem landschaftlich mutmaßlich deutlich mehr zu bieten hat.

Das kuriose an diesem Skigebiet ist, dass ein solch schöner Pistenplan des Gesamtgebiets in gedruckter Form gar nicht verteilt wird. Vorort stellen Masella und La Molina nur ihren jeweils eigenen Pistenplan auf und verteilen auch nur diesen. An den Kassen werden per Preisaushang nur die eigenen Skipässe deklariert, nicht der Gesamt-Skipass. Auf Anfrage erhält man freilich für 3 Euro mehr auch den Gesamt-Skipass, und das ohne dass man überredet wird, doch nur den lokalen zu kaufen. Ich kaufe also 5 Tageskarten für das Gesamtgebiet sin sejuro/assuranza. Die Dame händigt mir Hands-Free-Kärtchen aus, welche im heimischen Masella-Gebiet freilich nutzlos sind, da es dort keine Kartenleser gibt. Optische Kontrollen gibt es auch nicht, so dass man direkt und ungestört zu den Lifteinstiegen gehen kann. Vermutlich wird es ab und an Stichprobenkontrollen geben. La Molina ist hingegen komplett mit Kartenlesern ausgestattet.

Zur Schneelage: Unten am Parkplatz ist Maschinenschnee satt sowie geschätzte 30 cm Naturschnee. Diese reichen im Pistenbereich auf Flachstücken und in Mulden aus, ganz sicher aber nicht im Gelände und in den abgeblasenen Höhenlagen, welche schon von unten aus zu erahnen sind, auch wenn dort in geschützten Lagen noch ein ganzes Stück mehr Naturschnee liegt als im Tal.

Ein Blick vom Tal-Auslauf der Pisten auf einen Teil des Skigebiets:

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^^ rechts die sackrig steile 4KSB Masella-Jet mit 550 Höhenmetern, links oben ein markanter Nebengipfel des La Tosa.

Bei nach wie vor schönem Wetter fahren wir mit der extrem steilen 4KSB Masella Jet durch die Waldschneise im düsteren Wald hinauf zu einer Art Mittelstation, wo die Landschaft auch prompt ansehnlicher wird. Dort bietet sich wetter- und landschaftsmäßig ein recht ansprechendes Bild:

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^^ Doppellift Tosa/Rasos, von denen der linke bis ganz auf den Gipfel geht (2535 m) und damit höchste Anlage im Gebiet ist.

Nach links schweift der Blick in eine wunderschöne, bizarre Landschaft aus imposanten, rund geschliffenen Felsen, welche durch die 6KSB Jumbo Tosa erschlossen wird.

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Aber wir nehmen zunächst den Schlepper Tosa.
Von dem frei stehenden Gebirgszug hat man einen tollen Tiefblick in die Cerdanya. Die gegenüberliegenden Berge von knapp 3000 m Höhe wirken aufgrund der geringen Hangneigung gigantisch und voluminös. Leider werden sie so langsam von der herannahemnde Schlechtwetterfront geschluckt.

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^^ Blick in die (noch) schneefreie Hochebene der Cerdanya

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^^ Im Tosa-Schlepper; hie oben wird’s so langsam abgeblasen, so dass nur gut verdichteter Schnee liegen bleibt. Die Feucht-Niederschläge des Frühwinters haben leider gefehlt, so dass der Schnee nicht auf den Felsen „kleben“ bleiben kann.

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^^ Blick nach Süden aus den Pyrenäen heraus

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^^ Blick auf die schwarze Pala directa

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^^ Blick vom Gipfel nach Osten; links die Bergstation der 6KSB Jumbo Tosa, hinten ist der Sektor von La Molina zu erahnen.


Wir möchten das Gebiet grob von rechts nach links abgrasen. Rechts ist die Landschaft attraktiver, und die möchten wir erleben, bevor das schlechte Wetter kommt. Die drei schwarzen Pisten rechts sind schneemangelbedingt geschlossen. Die am weitesten rechts liegende Piste ist die rote Isard (katalanisch für Gämse). Diese ist nicht beschneit, aber wegen ihrer Muldenlage befahrbar. Der Schnee ist sogar recht gut. Hinter Kuppen muss man ein wenig auf Steine achten.

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^^ Eine Querfahrt auf der Isard in bizarrer Landschaft; links oben die Tosa-Pisten, aus denen die Isard abzeigt.


Die Isard endet an der 4SB Coma Oriola, der einzigen fixgeklemmten Sesselbahn im Masella-Sektor. Eine direkte Weiterfahrt ins Tal ist von hier aus nicht möglich. Als nächstes fahren wir mehrmals die 6KSB Jumbo Tosa mit verschiednen Abfahrten. Dies ist die landschaftlich genialste Geländekammer. Die Pisten sind beschneit und unspektakulär, aber gut und flott fahrbar.

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^^ 6KSB Jumbo Tosa, extrem langes Gerät, vorbei an krassen Felswänden

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^^ weiter oben

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^^ eine Piste der Jumbo Tosa in genial schöner Felsschluchtlage

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^^ Blick hinunter nach La Molina mit 8EUB Alp 2500, welche die Verbindung zurück herstellt

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^^ Verbindungspiste Dues Estacions oben auf den extrem verblasenen Bergrücken


Da der Schlechtwetteraufzug unausweichlich erscheint, beschließen wir, bereits deutlich vor Mittag in den Sektor La Molina hinüber zu wechseln, um von dort auch noch etwas zu sehen. Wir folgen der Piste Dues Estacions (Masella), um dann über die Dues Estacions (La Molia) und die Olympica abzufahren. Noch haben wir aussagekräftige Weitblicke.


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^^ Blick auf den Hauptsektor La Molina; knapp links der Bildmitte in der Mulde die blaue Piste Volta Muntanya Sagrada, die als Rückbringer für alle Pisten des Gipfellifts Torrent Negre fungiert. Darüber in der Bildmitte der Torrent-Negre-Bereich. Ganz links die Schneebänder des Fontcanaleta-Bereichs.

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^^ Immer noch auf der flachen Dues Estacions

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^^ Nochmal ein besserer Blick auf den Hauptsektor von La Molina

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^^ Unten an der Station La Molina: Blick zurück auf den Gebirgsstock des Masella-Sektors. Von dort sind wir herab gekommen. Ziemlich imposant und lang, das Ganze.


Wir fahren hinauf mit der ebenfalls extrem steilen 4KSB Cap da Comella. Hier oben bietet sich das erwartete Bild einer recht wenig spannenden Gegend:


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^^ Blick nach Süden im „Mittelstationsbereich“. In der Bildmitte die blaue La Genciana. Links daneben die Bergstation der 4SB Roc Blanc. Rechts oben die Bergstation der 6KSB Alabau. Die 4SB Torrent Negre, welche auf 2400 m führt und die meisten Pisten bedient ist rechts, außerhalb des Bildrandes.

Das Wetter wird schlechter, es nebelt sich ein. Außerdem ist die Landschaft an der 4SB Torrent Negre recht wenig spannend, so dass ich hier keine Fotos mache. Es geht weiter zur 6KSB Alabau, wo nur die beschneite Alabau geöffnet ist.

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^^ 6KSB Alabau, unten steht ein ausrangierter U-Bahn-Triebwagen


Wir fahren durch die Rinne (Volta Muntanya Sagrada) zur Station zurück, um die linke Schiene zu „testen“ (4SB Fontcanaleta und Roc Blanc).

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^^ in der 4SB Fontcanaleta, mit der schwarzen Estadi-Piste. Die ist wenig spannend aber knackig steil.

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^^ Von der Bergstation blickt man auf die 4SB Roc Blanc, die wieter unten beginnt aber quasi als 2. Sektion dient.

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^^ 4SB Roc Blanc mit der Rennpiste Estadi del Roc. Diese ist gesperrt, um sie für den Rennbetrieb optimal zu halten. Downhill fährt sie trotzdem, ist begeistert – und bekommt keinen Skipass entzogen.


Wir wollen auf Costa Rasa zu Mittag essen, aber das Restaurant ist grauenhaft: Ungepflegt und nur Stehtische. Also noch mal die schwarze Estadi runter – zumal das Wetter wieder etwas besser wird.

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^^ schwarze Estadi.


Danach gehen wir nahe der 8EUB-Talstation essen. Grauenhaftes Erlebnis. Im besseren Restaurant wäre erst ab 15.30 Uhr wieder etwas frei, so der Wirt. Im SB ist alles für Skischulen reserviert – ab 15.30 Uhr - so eine Dame vom Service-Team – und wir könnten daher nicht Platz nehmen. Wir haben erst 14.20 Uhr! Wir teilen der Dame mit, dass wir dann wieder gehen und etwas anderes suchen, woraufhin sie reflektiert – und doch noch einen Versuch startet, uns nicht als Kunden zu verlieren. Auf Französisch teilt sie uns mit, dass sie nach einer Lösung suche. Nach Absprache mit den Kolleginnen, weist sie uns einen Tisch zu und entfernt dort die Gedecke. Inzwischen fängt es draußen heftig an zu schneien. Ich bediene mich am Büffet mit unterdurchschnittlicher Lasagne. Zwei Kameraden erwischen es noch schlechter. Sie bestellen (Tiefkühl-)Pizza. Das Team von Restaurant schafft es, 50 Minuten zu benötigen, dass nach mehreren fehlerhaften Anläufen die richtigen Pizze im Ofen landen und das Ganze serviert wird. Die Stimmung liegt am Boden. Die Belegschaft dort hat null Plan – und von mindestens durchschnittlichem Essen verstehen sie auch nichts. Auch das Wetter zeigt sich zugeknöpft. Hoffentlich kommt kein Sturm und die EUB bleibt offen, so dass wir ohne Taxi-Hilfe zurück kommen.

Das sollte aber klappen. Die fast 3 km lange EUB bringt uns bequem nach oben. Und oben sehen wir – dass wir nichts sehen.

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^^ 8EUB oben im Nebel


Jeder vernünftige Mensch wäre jetzt über die rote Cresta zurück nach Masella abgefahren. Selbstverständlich tun wir Crazy Men das nicht, denn das erwähnte Attribut trifft auf uns nicht zu. Jeder (vollwertige) Lift muss gefahren werden, und da der Molina-Gipfellift Set Fonts den ganzen Vormittag defekt war, fahren wir ihn also jetzt ohne Sicht. Aber damit nicht genug: In der Erwartung, dass die rote Comabella geschlossen wäre, tasten wir uns trotzdem durch den Nebel in deren Richtung, um dieser Frage auf die Spur zu kommen. Wir hatten die Comabella vor dem Schlechtwetteraufzug aus der Ferne gesehen – ohne Skifahrer zu erkennen. Aber die Piste erschien interessant: Ein extrem langes Steilstück mit einer gewissen Exposition, gefolgt von einer langen blauen Passage, welche den weiten und abgelegenen Talkessel unter dem Coll de Pal ausfährt. Als „Leckerli“ sind dort hinten zwei abgelegene Liftanlagen im Pistenplan verzeichnet, die uns LSAP-verdächtig erscheinen (Comabella und Sant Jordi). Weiterhin haben die Kollegen in diesem Bereich eine LSAP-Sesselbahn zu erkennen geglaubt.

Erschwert wird uns die Orientierung neben dem Nebel durch den Umstand, dass die roten Pisten in der vertauschten (La Coma rechts, Comabella links) ausgeschildert sind. Auch sind Schilder „tancada“ (katalanisch für geschlossen) und oberta irgendwie positioniert, ohne vernünftige Zuordnung zu konkreten Pisten. Am eindeutigen Einstieg in das Steilstück dann die Erlösung: Comabella ist oberta! Das Steilstück führt uns aus dem Nebel heraus und macht richtig Spaß! Jetzt erkennen wir auch die „LSAP-Sesselbahn“.

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^^ Ende des Steilstücks der Comabella und vermeintliche LSAP-Sesselbahn.


Halt! Nein! Das ist überhaupt kein LSAP! Die Sesselbahn ist nicht fertig gestellt und weist keine Betriebsspuren auf. Der ganze Lack ist unbeschädigt.

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^^ Zoom zur nicht fertig gestellten Sesselbahn

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^^ Bergstation der „Geister-Sesselbahn“


Was ist das? Wann wurden die Stützen gestellt? Warum wurde nicht fertig gebaut? Wird sie noch vollendet? Welchen Zweck soll die Bahn erfüllen? Wir wissen es nicht. Immerhin: Die beiden kurzen, mysteriösen Schlepplifte sind außer Betrieb, aber offenbar betriebsbereit. Daneben befindet sich ein Gebäude, das ein Jugendhaus sein könnte. Insgesamt ist das aber abgelegenes Nirwana. Soll die Bahn vielleicht jugendliche Anfänger hier hinauf bringen, damit sie hier im Jugendhaus residieren und an den beiden kurzen Liften das Skifahren erlernen? Könnte sein. Wird dieses Teilgebiet nach einem Dornröschenschlaf reaktiviert? Könnte sein. Interessanterweise wird sich herausstellen, dass die Talstation der Sesselbahn genauso abenteuerlich abgelegen liegt – aber immerhin in Talnähe. Möglicherweise lässt die Trassenführung keinen anderen Talstationsstandort zu. Vielleicht wird man dort einen Parkplatz bauen. Fragen über Fragen. Vielleicht können uns die spanischen Forenmitglieder weiterhelfen.

Weiter geht’s über den flachen Rest der Piste.

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^^ nett im Felsental

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^^ Talstation der „Geister-Sesselbahn“ – ebenfalls im Nirvana


Wir fahren wieder mit der 8EUP Alp 2500 hinauf und grasen den Masella-Sektor noch mal von links nach rechts ab. Dabei fahren wir vor allem die noch nicht getesteten 6KSB La Pia Express und TGV. Alles recht mittelprächtige Pisten dort. Zum Abschluss wollen wir noch mal die landschaftlich prächtige Isard ganz rechts nehmen – zumal das Wetter jetzt nachhaltig besser wird und wieder Sonnenstrahlen durchkommen.

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^^ eine der Pisten im Masella-Sektor; jetzt wieder ein paar sonnige Abschnitte


Am Abzweig zur Isard ein Schild: Rückbringer-SB Coma Oriola schließt um 16.45 Uhr. Kein Problem, wir haben erst 16.00 Uhr. Wir fahren runter und machen gleich noch eine Wiederholungsfahrt an der 4SB Coma Oriola. Als wir um 16.15 Uhr erneut unten ankommen, macht uns der Liftmensch darauf aufmerksam, dass er in Kürze schließe und dass wir nicht mehr zu ihm abfahren sollen. Ich deute auf die Öffnungszeiten-Uhr und erkläre ihm auf Spanisch, dass der Lift (erst) um 16.45 Uhr schließe. Nein, nein, meint er (auch auf Spanisch), er schließe in Kürze. Da außer uns fast alle Gäste infolge des zwischenzeitlichen Schlechtwetters oder zwecks Essenseinnahme (in Spanien ist jetzt Mittagessen-Zeit) das Skigebiet verlassen haben, hofft er wohl auf einen früheren Feierabend, wenn er uns abwimmelt. Wir hätten zwar Lust gehabt, mit ihm das Spiel zu treiben und die Öffnungszeiten auszureizen, aber wir fahren stattdessen doch noch mal ins Tal. Gleichzeitig fahren noch ein paar Boarder zu unserem „Freund“ ab. Als wir mit dem Masella-Jet noch mal zur Mittelstation hoch kommen, ist es 16.45 Uhr – und die 4SB unseres „Freundes“ dreht immer noch ihre Runde – zwecks leerfahren. Ist also nichts geworden mit dem frühen Feierabend. Eine letzte Talabfahrt – und mit unserer überlangen Limousine wieder zurück nach Andorra, welches erneut im Schnee versinkt, dieses Mal durchs Tal von der spanischen Seite.

Fazit: Masella landschaftlich genial, La Molina langweilig mit Ausnahme der Comabella durch abgelegene Tal. Essen ein Katastrophe (zumindest das was wir gesehen haben). Eine Vielzahl von Pisten, die flott zu fahren sind, aber wenig abwechslungsreich. Leider waren die meisten unbeschneiten in Masella zu. Unter denen gibt es nach unserer Einschätzung ein paar echte „Perlen“. Insgesamt kann man es hier gut einen Tag aushalten, wenn man in der Nähe ist. Es ist aber sicherlich kein Skigebiet, wegen dem man extra in die Pyrenäen kommen muss – es sei denn man wohn in Barcelona, denn von dort dürfte es das nächste große Skigebiet sein.
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von starli »

Glaub das Gebiet könnte mir auch gefallen. Den Schneefangzäunen an den Pistenrändern nach dürften die Schneeverhältnisse dort aber nicht unüblich sein.
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von Pilatus »

Merci für den Bericht. Neu gebaut scheint die 4-SB ja zu sein, aber von der Bauweise her eindeutig ein älteres Doppelmayr Exemplar... Wobei die zweitletzte Stütze ja wiederum der aktuellen Bauweise entspricht.


Alles in allem scheinen die Pyrenäen landschaftlich ziemlich vielseitig zu sein. Was man hier sieht, erinnert einem ja nicht besonders an die Alpen. Letzten Sommer sind wir von Saragossa via Bielsa/Aragnouet, Col d'Aspin und La Mongie nach Toulouse gefahren. Da hat mich die Landschaft sehr an die Alpen erinnert... v.A. auf der französischen Seite war überraschenderweise alles saftig grün... man hätte meinen können man sei in der Zentralschweiz.

Wobei die zweitletzte Stütze ja wiederum der aktuellen Bauweise entspricht.
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von GMD »

Mein Verdacht zur mysteriösen nicht fertig gebauten SB ist ja, dass ein hochgelegenes und daher schneesicherer Anfängerbereich geschaffen werden soll. Als Grund für die Einstellung der Arbeiten könnte ich mir einen frühen Wintereinbruch vorstellen. Aber auch die in Spanien heftig wütende Finanzkrise ist da durchaus ein Kandidat.

Eine richtige LSAP Sesselbahn haben sie übrigens auch noch. Die steht in Masella. Sie beginnt in der Nähe des Speicherteiches und endet auf dem Cap del Bosc. Sah nach einer Poma DSB aus. Wobei, obwohl nicht in den Pistenplänen eingezeichnet und bei unserem Besuch nicht in Betrieb, so ganz sicher ob die wirklich LSAP ist, bin ich mir nicht ganz. Die Bahn sah nämlich alles andere als vergammelt aus, Rost gab es nur ein bisschen im Bereich der Bergstation, die Robas glänzten gar und an den Stützen blätterte kein Lack ab. Sogar neue Anhebeböcke hat sie zumindest teilweise bekommen. Fährt sie bei Grossandrang vielleicht doch noch? Seltsam ist das schon.

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^^Der von Chasseral erwähnte U-Bahnzug an der Talstation der 6KSB Alabeu. Keine Ahnung woher der kommt, ich vermute aber Barcelona. Leider sah ich erst bei der Bergfahrt, dass man ihn problemlos auch von unten und somit mit den Drehgestellen hätte fotografieren können. Wir kamen aber nicht mehr hierher zurück.

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^^Stütze der (vermeintlichen?) LSAP DSB.

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^^Schlussanstieg

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^^Bergstation
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Matthias
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von Matthias »

Danke für den sehr interessanten und gut nachvollziehbaren Bericht. Dies auch stellvertretend für die anderen Berichte. Auch wenn ich hier im Alpinforum nur noch gelegentlich unterwegs bin, gibt es doch einige Autoren, bei denen ich gleich mal in die Berichte rein schaue, weil es sich immer lohnt. Neben den lesenswerten Berichten von Harzwinter freue ich mich immer besonders über Deine Skigebietsvorstellungen, vor allem auch von mir unbekannten Gebieten. Das sind dann immer die Berichte, bei denen auch ich die Route am Pistenplan nachverfolge (was ich sonst nur selten mache). Auch wenn ich mich (mittlerweile) eher abseits der Piste wohl fühle oder gleich Skitouren gehe, kann ich bei diesen Berichten eine gewisse Faszination für diese mittelgroßen bis großen Skigebiete manchmal nicht ganz verleugnen. Das reine Erkunden von Skigebieten hat mir als Kind und Jugendlicher durchaus auch viel Spaß gemacht. In den französischen Alpen oder in den Pyrenäen könnte ich mir das fast auch wieder einmal vorstellen ;-)

Landschaftlich wirkt (nicht nur) dieses Gebiet auf mich sehr attraktiv. Manche Autobahnpisten und Massenanlagen müsste ich zwar gedanklich ein wenig ausblenden, aber bei wenig Andrang und abseits der Hauptliftachen bzw. Hauptpisten dürfte mir dieses Gebiet schon gefallen. Insofern bin ich natürlich auch schon gespannt auf weitere Berichte, auch wenn mir meistens entweder Zeit für schlaue Antworten fehlt oder mir auch ansonsten keine einfallen ;-)
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Chasseral
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von Chasseral »

Vielen Dank für die Rückmeldungen und @Matthias vielen Dank für das Feedback. Hierbei fällt mir ein: Seit drei Jahren bin ich in den Ferien auch gelegentlich mit dem Kanu unterwegs, allerdings überwiegend auf Seen und überwiegend Kanadier, nur selten im Kajak.

@Pyrenäen: Der Unterschied zu den Alpen macht schon eine gewisse Faszination aus. Vieles ist doch anders: Landschaft, Menschen, Gebräuche und Sitten. Das ist zwar in der Regel nicht besser als in den Alpen, aber schon faszinierend anders. Und da es mir diese Welt nach einer guten Woche immer noch nicht ganz vertraut ist, könnte ich mir schon noch ein paar Pyrenäen-Urlaube vorstellen. Und zur Landschaft: Die ist bedeutend vielfältiger als in den Alpen, obwohl das Gebirge von der Fläche her deutlich kleiner ist als die Alpen.
Diese Gründe führen dazu, dass ein skifahrerisch gleichweriges Gebiet in den Pyrenären eine ganze Ecke faszinierender daher kommt als in den Alpen.

Von unseren Pyrenäen-Berichten fehlen jetzt vor allem noch die Tage, an denen wir im Schnee versunken sind, und an denen normales Pistenfahren kaum möglich war. Aber auch Grandvalira bei Kaiserwetter steht noch auf der Liste der zu erstellenden Berichte.
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von Stani »

mit der Region Cerdanya haben wir die gleiche Erfahrung, an unserem Abreisetag herrschte in Andorra (Pas de la Casa) tiefwinterliches Wetter, während unserer letzten Nacht hats ca 20cm geschneit. Bei Cerdanya war dagegen trockenes Wetter und Sonnenschein :)
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GMD
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Re: Alp 2500, 6.2.2013 – Schneemangel im Schneechaos

Beitrag von GMD »

Die Cerdanya, oder Cerdagne wie diese Hochebene auf der französischen Seite heisst, zählt zu den trockensten und sonnenreichsten Gegenden Europas. In Frankreich ist sie diesbezüglich sogar führend, sie hat mehr Sonnenstunden als beispielsweise die Côte d'Azur!
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