Der Monte San Giorgio ist eine Halbinsel im weit verzweigten Luganersee. An dessen Fusse das Dorf Brusino-Arsizio liegt. Am See entlang führt eine Strasse von Riva San Vitale nach Porto Ceresio in Italien. Serpiano liegt auf rund 650 Meter über Meer auf einer kleinen Sonnenterasse über Arsizio, mit Blick auf den See. Von Meride vom Mendrisiotto führt eine Strasse knapp der Grenze zu Italien entlang hinauf zum Monte San Giorgo und nach Serpiano. Seit 1912 steht hier ein Hotel. Wie andere Hotelresorts in der Schweiz, Beispiel Bürgenstock, Füringen oder auch das nahe gelegene Lanzo, sollte Serpiano mit einer Seilbahn vom See her bequem erschlossen werden, um die Gästen die Kurvenreiche Fahrt zu ersparen. Der erste Weltkrieg, machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung.
In den Boomjahren der 50er wurde das Projekt einer Seilbahn zum Hotel Serpiano, zusammen mit dem Ausbau des Hotelkomplexes wieder aufgegriffen.
Zur gleichen Zeit, tüftelte in Garmisch Partenkirchen der Ingenieur Karl Peter mit seiner Firma "Bergbahnbau Garmisch" an der vollautomatischen Kleinluftseilbahn. Die Pionieranlage, war die Seilbahn zum Graseck in Garmisch. Es folgten weitere Bahnen in Seefeld, (Joch und Hämmerlekopf) sowie zum Laber und die Kranzbergbahn.
In der Schweiz sicherte sich die Firma "Funivic Automatiche S.A." in Locarno die Rechte an dieser neuartigen vollautomatischen Luftseilbahn. Bei dieser Seilbahn wurde nicht nur die Steuerung des Fahrablaufes automatisch ausgeführt, sondern auch das Abrechnen des Fahrgeldes, die Zugangskontrolle, Abzählen der Fahrgäste, Gewichtsüberwachung und Abfertigung der Kabine, automatisch ausgeführt.
1956 übernahm ein Initiativkomitee unter dem Zuger Architekten Alois Stadler einen neuen Anlauf zum Bau einer solchen automatischen Bahn. Obwohl die Pläne der Bahn aus Deutschland stammten, wurde die Anlage in der Schweiz durch schweizer Stahlbaufirmen gefertigt und montiert. Die Talstation in Brusino, wie auch die Bergstation in Serpiano, bzw etwa 1km nördlich davon,
repräsentieren klar die Architektur der 50er Jahre, Tragelemente aus Spannbeton, Sichtmauerwerk und grosse Glasfasaden mit Einblick auf die Technik zeichnen diese Epoche aus.
Die nur knapp 1km lange Bahn führt im ersten Drittel durch ein bewaldetes Gebiet und erreicht nach ca 1/4 der Strecke die erste und einzige Stütze.
Die als Stütze ist als vierkantige Kastenstütze ausgebildet und wurde nachträglich durch zwei Abstrebungen gegen den Hang verstärkt.
Die Glasfenster in der Talstation geben den Blick auf den einfachen Antrieb frei. Die Abspannung des Zugseiles, wie auch der beiden Tragseile erfolgt in der Talstation. Der Gleichstrommotor mit 70kW Leistung wird mit einem Ward Leonard Umrichter geregelt.
Von der Kabine aus, hat man ausblick auf das malerische Dörfchen Morcote, bzw das nicht so malerische Villenquartier dass die drumherum in den Hang frisst.
Oberhalb der ersten und einzigen Stütze, kreuzen sich die beiden roten Kabinen. diese stammen aus dem Jahre 1997 und lösten die beiden Kabinen von 1957 ab, welche mit Runden Fronten etwas eleganter daher kamen.
Die Bahn wurde 1997 grundlegend modernisiert und der automatische Betrieb ausgebaut. Seither wird die Bahn wieder wie die meisten anderen Bahnen von einem Angestellten in der Talstation bedient. Danach fristete die Bahn ein Mauerblümchendasein. Das Hotel welches 1971 von Hanns A. Brütsch gebaut wurde war bis 2008 im Besitz der Krankenkasse Konkordia, für welche die Bahn nur einen unrentablen Kostenfaktor darstellte. Dementsprechend ausgedünnt war der Fahrplan. Teilweise nur noch 4 Fahrten am Tag und Wochenlange Betriebsunterbrüche waren normal. 2007 wurde die Bahn für 2 Jahre gänzlich eingestellt.
Die Bergstation mit dem gegen Westen angebauten das Ristorante Funivia, bildet den Endpunkt der kurzen Fahrt nach Serpiano. Die Kabinen fahren über in die Betonkonstruktion eingelassene Seilsättel in die Fahrzeugbuchten. Von der Terrasse des Restaurants, hat man eine wunderbare Aussicht auf den See, und den Seedamm von Melide, den Monte San Salvatore und die Bucht von Lugano.
Seitdem das Hotel wieder in Privatbesitz ist, wurde die Bahn wieder stark aufgewertet, der Fahrplan auf die Schiffe auf dem See abgestimmt und verdichtet sowie das Restaurant aufgewertet.
Seedamm Melide mit Autobahn, San Salvatore und Monte Bré sowie Lugano.
Der Monte San Giorgio bildet seit 2003 das UNESCO zum Weltnaturerbe. Hier finden sich Versteinerungen und Fosilien.
Von der Bergstation erreicht man in 20minuten gemächlicher Wanderung die Alpe Brusino, wo sich ein typisches Tessiner Grotto befindet. Also wirklich Grotto nicht die Touristenfallen die man sonst so kennt.
Bekannt ist der Ort für seine über 500 Jahre alten Kastanienbäume.
Ahh ja Grotto Esse. Das auf dem Bild gibts, dazu noch Polenta mit Steinpilzen, Polenta mit Braten oder Polenta mit Käse. Fertig.
Ahh ja und natürlich darf im Tessin die alkoholfreie Alternative zum typischen Bierbild nicht fehlen.
Auch wenn die Bahn nur 368 Höhenmeter macht, knapp 1km lang ist und nur Kabinen für 10 Personen besitzt, so bildet sich doch eine harmonische Verbindung mit dem See, dem bewaldeten Monte San Giorgio und der schönen Aussicht. Die Gebäude mit der 50er Jahre Architektur mit ihren Lichtdurchfluteten Gebäuden und die damals revolutionäre Betriebtechnik der Seilbahn runden den Besuch ab. Auch wenn die Mechanik asich schon 1957 veraltet war, so nostalgisch und authentisch kommt sie heute daher. Eine Seilbahn nach deutscher Technik als südlichste Luftseilbahn der Schweiz, bildet sie ein Kuriosum. Fazit: Sehenswert.
P.S. 1962 griff die Firma Kuma Zürich, die Idee einer vollautomatischen Pendelbahn wieder auf und verwirklichte in Gudo im Tessin die erste solche Anlage.
Video:
Album: http://www.stahlseil.ch/gallery/main.ph ... emId=71670
Webseite: http://www.serpiano.ch/de/enjoy/