Gigathlon 07 - Traumreise durch die Schweiz

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Mad Banana
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Gigathlon 07 - Traumreise durch die Schweiz

Beitrag von Mad Banana »

Giga was?

Gigathlon ist ein von der schweizer Werbeagentur Peter Wirz AG international geschütztes Veranstaltungskonzept. Im Prinzip ist Gigathlon ein erweiterter Triathlon... neben schwimmen, radfahren und rennen sind auch einige Kilometer auf dem Mountainbike und auf Inline-Skates zu absolvieren. Den Gigathlon aber als Sportveranstaltung abzutun würde ihm nicht gerecht. Denn er ist auch Abenteuerreise durch die Schweiz und persönliche Grenzerfahrung.

Gigathlon kann man alleine, zu zweit oder als 5er-Team bestreiten. Die Strecke ist jedes Jahr neu und teilweise im Voraus nicht bekannt. Die Disziplinen wechseln sich in der Reihenfolge ab, doch ist an jedem Tag jede Sportart zu bewältigen.

Der erste Gigathlon fand in der heutigen Form im Jahre 2000 statt und führte während zwei Tagen vom Bergell nach Zürich. Danach wurde während der Expo.02 ein Gigathlon während 7 Tagen veranstaltet, welcher durch die ganze Schweiz führte. 2004, 2005 und 2006 dauerte der Gigathlon jeweils wieder 1 resp. 2 Tage. Für das Jahr 2007 wurde wiederum ein wöchiger Anlass organisiert - Start in Rheinfelden direkt vor der Haustür und Ziel in Bern auf dem BEA-Expo Gelände.
Blenden wir also einige Tage zurück... Start zum Event war am 7. Juli 2007 mit dem Check-In in der Basler St. Jakob Arena...

7. Juli 2007 - Check-In

Gegen 16:00 Uhr holt mich mein Team in Rheinfelden ab. Als Teamfahrzeug während der nächsten 7 Tage dient ein gemieteter Toyota Hiace aus welchem wir die zweite Rückbank kurzerhand ausgebaut haben. Ich verlade Unmengen an Material in den Wagen... ein Rennvelo, ein Mountainbike, Camelback, Helm, Werkzeugkasten, Putz- und Schmiermittel, Ersatzmaterial, zwei Taschen mit Kleidern und und und.
Das Team ist fast komplett... Stephan der Inline-Skater, Sereina die Schwimmerin und Nina die Läuferin sitzen mit meiner Wenigkeit im Auto. Als letztes holen wir Ralph ab - er ist der 5/7 Rennvelofahrer. Er und ich haben uns die Rennvelo und Bike-Etappen aufgeteilt. Ich werde am 1. und 4. Tag die Rennveloetappen bestreiten und an den restlichen Tagen auf dem Bike unterwegs sein. Er ist am 1. und 4. Tag auf dem Bike unterwegs und die restlichen Tage auf dem Rennvelo...

In Basel stellen wir das Auto bei Stephan vor dem Haus ab. Er wohnt gerade mal 400m von der St. Jakob Arena entfernt und so können wir gemütlich zum Check-In laufen um unsere Sachen abzuholen. Das Komplettpaket besteht aus 2 Zelten, 5 Liegematten, Zeitmesschip, 5 Bidons, 1 Rucksack, 5 Lunchbags sowie 2 Velobags. All das Material muss im Auto verstaut werden... danach werden die Velos in die Velobags verladen und zum Velopark gebracht.
Ein grosses schweizer Transportunternehmen transportiert mit 14 Sattelschleppern jeden Tag die rund 2500 Bikes und Rennvelos vom Camp zum Startort und vom Zielort wieder zurück ins Camp. Eine logistische Meisterleistung!

Nach Spaghetti bei Stephan im Garten gehts früh ins Bett... Am Sonntag beginnt der Gigathlon in aller frühe...

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Kennzeichnung des Teamfahrzeugs. Orange steht für 7 Days Team of Five.

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Material fassen in der Eishalle...

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Gigathlon-Zelte en gros

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Ein letztes Mal das Bike ausprobieren bevor es verpackt wird.

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Abendessen für rund 10'000 Personen in der St. Jakob Halle.


Day 1 - Sonntag, 8. Juli 2007
Rheinfelden - Dübendorf

Es geht los! Der Wecker klingelt für mich um 05:45 Uhr und sogleich mache ich mich für den Tag bereit. Das Velodress trage ich bereits unter den normalen Kleidern. Unsere Schwimmerin Sereina ist bereits um 04:15 Uhr aufgestanden und wurde mit dem Shuttlebus nach Rheinfelden gebracht. Punkt 06:27 Uhr ertönte "Vivere" - der offizielle Gigathlonsong - und um 06:30 Uhr gingen die rund 800 Schwimmer der 7 Days Teams of Five ins Wasser. Auf dem Programm stand die längste je an einem Gigathlon ausgetragene Schwimmstrecke... 12.5km im Rhein von Rheinfelden nach Birsfelden.

Nach dem Frühstück gehts für mich ebenfalls zum Shuttlebus welcher mich und dutzende andere Gigathleten von Basel nach Stein-Säckingen bringt. Im dortigen Velopark holen wir unser Rennvelo ab welches bereits in der Nacht hierhin transportiert wurde. Danach gehts in die Wechselzone nach Wallbach. Unser Inline-Skater Stephan ist von Basel direkt auf den Skates ins nahe gelegene Birsfelden gefahren und hat dort Sereina abgelöst. Das ganze Prozedere der Ablösung in den Wechselzonen ist jedes Mal ein amüsantes Schauspiel. Die Schwimmerin steigt aus dem Wasser, rennt zur Wechselzone und zieht den Zeitmesschip aus. Den Chip übergibt sie dem Skater, welcher ihn am Fussgelent befestigt. Zwischen Handschlag und Chipmontage wird noch schnell der Rucksack mit den warmen Kleidern übergeben und schon ist der Skater unterwegs.

Für Stephan gehts von der Kraftwerkinsel Birsfelden zuerst auf die andere Seite des Rheins und von dort auf deutschem Boden in Richtung Wallbach. Andere Länder - andere Sitten. Aufgrund der Tatsache, dass man in Deutschland für den Gigathlon an einem Sonntag nicht einfach so die Strassen sperren kann, werden die Skater in 6 Felder aufgeteilt, welche alle 25 Minuten starten. Vorne und hinten zwei Polizei-Motorräder, damit auch ja nichts passiert... und ab gehts den Rhein hinauf ins 28km entfernte Wallbach.

Während Stephan unterwegs ist, habe ich bereits die Wechselzone erreicht und mich bereit gemacht. Das Rennvelo steht abfahrbereit an einem Zaun und nach der Übergabe des Zeitmesschips gehts los. Velo schnappen, aus der Wechselzone rauslaufen und nach dem Holzbalken aufsteigen. Von Wallbach führt die Strecke erst einmal ca. 8km bergauf nach Rickenbach. Dann stets ziemlich wellig in Richtung St. Blasien - Rothaus und Stühlingen wos wieder über die schweizer Grenze geht. Kaum ist der zweite Verpflegungsposten passiert, fängt es an zu regnen wie aus Eimern. Da die Zeit auf der Rennvelostrecke nicht gemessen werden darf (andere Länder - andere Sitten) haben wir Zeit und bleiben ein bisschen im Zelt des Verpflegungspostens. Nachdem der Regen sich etwas gelegt hat gehts weiter in Richtung Neuhausen am Rheinfall. Doch oh Schreck! Unser heutiger Biker steckt noch im Stau... also ist warten angesagt. Knapp 20 Minuten später trifft der Shuttlebus ein und sofort wird das Bike aus dem Bikepark geholt.

Nach der Übergabe an den Biker fährt dieser über Schaffhausen und Ossingen in Richtung Thurbrücke. Auf dem schmalen Steg neben den Geleisen der Eisenbahn wird die Thur schiebend überquert und anschliessend gehts weiter in Richtung Winterthur. Es schifft auf dieser Strecke nur einmal... dementsprechend schmutzig sehen die Biker aus, als sie in Winterthur in die Eishalle einlaufen. Die Wechselzone wurde in der Eisarena aufgebaut... rechts kommt der Biker rein, übergibt an die Läuferin und diese verlässt die Bude auf der linken Seite wieder. Die Stimmung ist gewaltig und es ist ein Genuss, die Teams bei der Übergabe zu beobachten.
Während Nina (unsere Läuferin) von Winterthur über die Kyburg nach Dübendorf läuft, fährt das Team mit dem Auto auf den Militärflugplatz. Dort wurde das Camp für den ersten Tag errichtet... 24 Anhängerzüge und 8 Lieferwagen mit Material... Dutzende Toiletten, Duschanlagen, Massagezelte, Natel-Ladestationen, Wäscheservice und Verpflegungsstände werden jeden Tag über hunderte Kilometer transportiert.

Gegen 18:15 Uhr trifft Nina in Dübendorf ein... Tag 1 ist geschafft, doch das Wetter verspricht nichts gutes für den zweiten Tag :-(

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In der Wechselzone Wallbach. Skater kommen - Rennvelofahrer gehen. Gelbes Helmcover = 2 Days Team of Five

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An der ersten Verpflegungszone einige Kilometer vor St. Blasien.

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Regen auf der Rennvelostrecke, kurz nach der schweizer Grenze :-(

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Ein leicht verschmutzter Biker in der Wechselzone Winterthur

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Ebendiese Wechselzone. Vorne kommt der Biker rein, hinten kommt der Läufer raus.

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Viel teures Material... pro Team zwischen 2 und 6 Velos

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Lecker! Bike waschen...

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Ist das etwa mein Bike, was da gerade sauber gemacht wird?

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Ziel des ersten Tages in Dübendorf. Schlechtes Wetter im Anmarsch...


Day 2 - Montag, 9. Juli 2007
Dübendorf - Chur

Der zweite Tag beginnt in etwa so, wie der erste Tag aufgehört hat. Geweckt werde ich nicht durch den Wecker, sondern durch das gleichmässige prasseln von Regentropfen, welche auf der Aussenhaut des Zelts auftreffen. Anziehen ist angesagt, dann sofort raus auf die Wiese und zur Morgentoilette. Pro Tag werden rund 100 Toiletten, dutzende Waschtröge und zwei Dusch-Zelte von Camp zu Camp gefahren...

Zum Frühstück gehts in den Hangar des Flugplatzes Dübendorf. Die Singles und Couples sind bereits auf ihrer Inline-Strecke rund um den Greifensee unterwegs. Das Frühstück wird gefasst, draussen regnet es nun ein wenig stärker und auf den Beamern werden Bilder des Vortages gezeigt. Punkt 08:00 Uhr macht sich dann auch unser Skater auf den Weg von Dübendorf um den Greifensee und zurück auf den Flugplatz. Auch nach 2 Stunden treffen noch immer Singles und Couples in der Wechselzone ein, welche mit den widrigen Witterungsverhältnissen zu kämpfen hatten. Um 08:53 Uhr (53 Minuten nach dem Start) trifft der erste "Skater" der 7 Days Teams of Five ein... danach gehts schnell und um 09:10 Uhr wird Ralph - unser Rennvelofahrer - abgelöst. Für ihn gehts in strömendem Regen von Dübendorf via Hulftegg in Richtung Appenzell. In Urnäsch steht die ruppige Steigung zur Schwägalp an, danach sollte es eigentlich über die Vorderi Höchi in Richtung Weesen am Walensee gehen. Aufgrund des strömenden Regens und der kalten Temperaturen wird die Strecke allerdings abgeändert und es geht über den Ricken zurück nach Weesen.

Das Team macht sich unterdessen mit dem Teamauto auf den Weg nach Mollis. Auf dem dortigen Flugplatz werden die Autos abgestellt. Die Läuferin fährt per Shuttlebus nach Weesen um den Rennvelofahrer abzulösen. Nach dessen Ankunft fährt der ganze Tross weiter bis nach Walenstadt, wo die nächste Wechselzone aufgebaut wurde. Die Laufstrecke von Weesen nach Walenstadt wäre bei schönem Wetter traumhaft. Bei Regen, Wind und tief hängenden Wolken sind die 21km allerdings ziemlich öde. Nina trifft gegen 17:00 Uhr in Walenstadt ein und sieht aus wie eine Bikerin... von oben bis unten schmutzig und durchnässt.

Nässe ist den Schwimmern ziemlich egal, und so stürzt sich Sereine in die eisigen Fluten des Walensees. Dieser hat am Tag 2 nur gerade 14° und so muss auch die Schwimmstrecke verkürzt werden. Nach 25 Minuten steigt sie wieder aus dem Wasser und übergibt an meine Wenigkeit... von Walenstadt geht es zum Abschluss des zweiten Tages auf dem Bike in Richtung Chur. Die ersten 10 Kilometer biken sich noch leicht und easy - ziemlich flach gehts entlang des Waldrands bis nach Sargans. Dort beginnt die erste Steigung in Richtung Schloss Sargans... eine ziemlich scheussliche Sache bei Matsch, Schlamm, Regen und kalten Temperaturen. Die Verpflegungszone bei Kilometer 37 passiere ich gegen 19:30 Uhr... danach gehts ziemlich easy weiter dem Rhein entlang in Richtung Trimmis. Von dort gehts via Fürstenwald nach Chur. Mittlerweile wird das Wetter ein bisschen besser und der Regen lässt etwas nach. In Chur führt der Parcours durch die engen Gassen und anschliessend nochmals über einen 4km langen Umweg durch den Wald bis zum Waffenplatz Rossboden. Um 21:15 Uhr fahre ich im Ziel ein - gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit. Total Verdreckt und ziemlich nass gehts zum Bike-Park wo das Mountainbike vom gröbsten Schmutz gereinigt wird. Danach fährt das ganze Team nach Flims, wo wir in der Ferienwohnung eines Studienkollegen unser Nachtlager aufschlagen. Während der Fahrt von Dübendorf nach Mollis hatte ich die Idee, auf die schnelle eine warme Unterkunft zu organisieren. Es sollte sich als geniale Idee herausstellen...

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Ralph beim Einfahren auf dem Flugplatz. Schlechte Stimmung da schlechtes Wetter...

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Blick auf einen Teil der Zeltstadt im Camp auf dem Flugplatz Dübendorf.

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Ankunft der ersten Skater

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Nach der Dusche steigt die Stimmung...


Day 3 - Dienstag, 10. Juli 2007
Chur - Lenzerheide

Tag drei... der Wecker klingelt mal wieder gegen 05:30 Uhr. Aufgrund unserer Übernachtungsmöglichkeit in Flims ist der Anfahrtsweg nach Chur natürlich etwas länger geworden, so dass wir früher aufstehen müssen. Punkt 06:00 Uhr setzt sich in der Tiefgarage das Teamfahrzeug in Bewegung und fährt zurück nach Chur. Die Aussentemperatur beträgt etwa 10° und von Sonne ist nicht wirklich viel zu sehen. Nach ca. 21 Minuten fahrt treffen wir wieder im Camp ein und organisieren zuerst unsere beiden Velos. Ralph fährt am "Surprise Day" mit dem Rennvelo von Chur über den Wolfgangpass nach Davos und macht seine Maschine bereit. Das Mountainbike kommt erst am Nachmittag auf der Strecke von Davos nach Lenzerheide zum Einsatz und wird im Teamwagen verstaut. Danach gehts in Richtung Verpflegungszelt wo ausgiebig gefrühstückt wird. Auch heute sind die Single-Athleten bereits um 06:00 Uhr gestartet und so ist es relativ ruhig im Zelt.

Um 08:00 Uhr setzt sich der Tross in Bewegung und rund 700 orangefarbene Helme fahren in einem grossen Pulk und in Polizeibegleitung durch Chur. Die Teamfahrzeuge setzen sich ebenfalls in Bewegung. Über die Autobahn gehts nach Thusis und von dort aus via Tiefencastel und Monstein nach Davos zum Parkplatz der Jakobshornbahn. Für einmal sind wir früh dran und ergattern uns einen Parkplatz direkt 50m neben der Wechselzone. Super!

Ralph trifft gegen 10:30 Uhr in der Wechselzone bei der Parsennbahn ein und übergibt an Fischi, der sich mit den Inlineskates in Richtung Flüelapass aufmacht. Eigentlich sollte die Strecke bis ganz nach oben auf den Pass gehen, doch aufgrund der Witterungsverhältnisse... der Rest ist bekannt :-(
An der Pischabahn wurde die nächste Wechselzone eingerichtet und nach 5km Inline-Strecke macht sich Nina auf den Weg. Obwohl auch die Laufstrecke verkürzt wurde ist es mit 6° auf 1800m nicht gerade warm und alles andere als angenehm. Von der Pischabahn führt die Strecke nach oben ins Dischmatal und wieder zurück nach Davos.
Unterdessen war mein Bike beim Doktor und hat neue Bremsbeläge bekommen - die alten hätten die Strapazen der Abfahrt nicht mehr überlebt. Daneben wurde die Schaltung neu justiert und so gehts auf einem top gewarteten Bike nach der Ankunft von Nina in Richtung Landwassertal.

Die Strecke führt von Davos aus zuerst leicht nach oben bis auf rund 1700m. Vom Rotschtobel gehts rasant nach unten nach Monstein und weiter durch das Landwassertal bis nach Alvaneu. Die Abfahrt ist teilweise sehr technisch und nicht überall kann gefahren werden. Kurz vor Alvaneu wird das berühmte Landwasser-Viadukt unterquert und kurz danach taucht die Verpflegungszone vor einem auf. Kurz Energie tanken und dann weiter bis nach Tiefencastel. Mittlerweile zeigt sich die Sonne immer mehr und so wird der Aufstieg vom Elektrizitätswerk Tiefencastel bis nach Lenzerheide zu einer ziemlich anstrengenden Sache. Etwa in der Hälfte des Aufstiegs beginnt das rechte Pedal zu wackeln - Lagerschaden... am Abend müssen neue Pedale her, sonst siehts am nächsten Tag doof aus.

Die letzten Meter vor dem Heidsee in Lenzerheide werden nochmals richtig schnell gefahren bevor an die Schwimmer übergeben wird. Heute muss gar die Ersatzstrecke her - der Heidsee hat gerade mal 12° Wassertemperatur und so ist es den Schwimmern vergönnt, dreimal um den See zu rennen. Wahrlich kein leichtes Unterfangen da die meisten Wasserratten an Land doch nicht so schnell unterwegs sind...

Nach 10 Stunden und 41 Minuten ist auch Tag drei für unser Team überstanden und im Teamauto gehts zurück nach Chur. Der Surprise Day wurde bis zum Check-In am Samstag geheim gehalten - dennoch war die Strecke eine Sensation. Sowohl der Aufstieg durch das Prättigau mit dem Rennrad als auch die Abfahrt mit dem Bike durchs wilde Tal der Landwasser sind an Schönheit schwer zu überbieten. Dazwischen die Inline- und Laufstrecke rund um den Flüelapass und zum Abschluss ein Abstecher zum wunderschönen Hochplateau der Lenzerheide... eine Graubünden-Etappe kann kaum schöner sein!

Früh gings ins Zelt denn früh musste an Tag vier wieder aufgestanden werden...

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Jep, da gehts lang! Einmal nach links Richtung Davos!

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Erste Sonnenstrahlen zeigen sich. Die Temperaturen lassen allerdings zu wünschen übrig... in Davos sinds rund 7°.


Day 4 - Mittwoch, 11. Juli 2007
Chur - Interlaken

Im Camp herrscht bereits Hochbetrieb, als ich aus unserem Zelt steige. Leichter Regen prasselt wieder einmal gegen das Zelt und schnell laufe ich zum Teamfahrzeug. Im einigermassen warmen Fahrzeug ziehe ich mich für die lange und anstrengende Rennveloetappe um. Von Chur gehts über Domat/Ems - Flims - Illanz - Disentis - Sedrun zum Oberalppass und von dort bergab über Andermatt - Göschenen - Erstfeld nach Seedorf am Vierwaldstättersee. Lange Thermohose, Neopren-Pariser für die Schuhe, Thermohemd, Trikot und Windstopperjacke müssen genügen. Dazu die langen Thermohandschuhe und eine Kappe für unter den Helm.

Danach gehts zum Zelt um das Frühstück zu fassen und nach einem üppigen Mahl zum Velopark wo ich meine Maschine bereit mache. Der Start ist für 06:00 Uhr vorgesehen - nur die Singles und Couples fahren mit dem Zug nach Disentis und starten von dort zur Fahr über den Oberalppass. Die 132km von Chur nach Seedorf mutet man ihnen nicht zu... dieser schwere Brocken bleibt den Teams of Five vorbehalten.

Nach "Vivere" dem offiziellen Gigathlonsong setzt sich das Feld punkt 06:00 Uhr in Bewegung. Zuerst gehts durch Chur hindurch und danach über die Kantonsstrasse nach Domat/Ems. Bereits auf den ersten beiden Kilometern zieht sich das Feld enorm in die Länge und im Aufstieg nach Flims verlieren die ersten Fahrer den Anschluss. Das Wetter ist neblig-feucht aber einzelne Aufhellungen sind dennoch zu erkennen. Nach 70 Minuten ist die erste Verpflegungszone in Schnaus erreicht. Neben den üblichen Getränken gibts auch warme Bouillon zu trinken - eine Wohltat bei diesen Temperaturen. Mit zwei Girls im Schlepptau gehts weiter in Richtung Disentis und schon bald ist Tschamutt erreicht, wo die Steigung zur Passhöhe erst richtig anfängt. Der Aufstieg ist bei den kalten Temperaturen recht angenehm, wenn da nur nicht die kalten Füsse wären... oben auf dem Pass (nach rund 4h Fahrzeit) herrschen exakt 0° - dafür ist die Strasse nach Andermatt runter aber trocken. Im Eiltempo gehts weiter nach Andermatt und von dort in einer 7er Gruppe über Göschenen nach Seedorf. Die letzten 30km ziehen sich elend lang durch den Kanton Uri... glück gehabt, dass wir als echter Schnellzug unterwegs sind. Nach 5 Stunden und 58 Minuten Fahrt erreiche ich die Wechselzone in Seedorf.

Als zweite an diesem Tag steigt Sereina ins Rennen resp. ins Wasser. Von Seedorf gehts leicht Diagonal durch den Urnersee bis nach Isleten. Für den Gigathlon wird schon mal ein Arm eines Sees einfach abgesperrt... Unterdessen mache ich mich mit dem Shuttlebus auf den Weg nach Buochs, wo die Läufer von den Skatern abgelöst werden. Mittlerweile ist auch unsere Läuferin Nina auf der Strecke und wir erwarten ihre Ankunft gegen 16:00 Uhr. Die traumhafte Laufstrecke führ von Isleten nach oben auf den Weg der Schweiz und weiter entlang des Urnersees bis nach Buochs. Die Tellsplatte wird passiert und kurz danach die Luftseilbahn auf die Klewenalp gekreuzt, ehe der Weg wieder nach unten zum Flugplatz führt.

Kurz vor der Ankunft unserer Läuferin ertönt eine Durchsage... die Skater mögen sich doch bitte nicht auf der Piste des Flugplatzes einfahren! Immerhin sei der Flugplatz nicht gesperrt und auf der Piste würden permanent Flugzeuge starten und landen... Gigathlon ist einfach einmalig.
Steffi startet gegen 16:10 Uhr in Buochs für seine 19km Inline - eine eher kurze Etappe, welche allerdings etliche Richtungswechsel und 200 Steigungsmeter aufzuweisen hat. Bis hierhin ist Petrus noch gnädig und lässt ab und zu die Sonne scheinen... erst als Ralph sich auf die abschliessenden 57km Mountainbike von Kerns nach Interlaken macht, wirds wieder etwas ungemütlicher. Es giesst kurz und heftig und beim Anstieg zum Totzweg ist das Bike über eine längere Strecke zu tragen... eine ziemlich deftige Aufgabe!

Auf der Fahrt nach Interlaken wird entschieden, dass ein Hotelzimmer oder eine anderweitige, warme Übernachtungsmöglichkeit gefunden werden muss. Der Regen ist einfach deprimierend und die Kleider sollten wieder einmal getrocknet werden. Kurzfristig werden wir bei Ballmers Tent Village noch fündig und übernachen für CHF 22.- pro Person in einem grossen, stabilen und geheizten Zelt.
Ralph trifft schliesslich gegen 21:00 Uhr in Interlaken ein - unterwegs hat sich die untere Befestigungsschraube der vorderen Bremse selbständig gemacht... die Reparatur kann jedoch bis am Donnerstag warten...

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Ralph fuhr heute mal wieder die Bike-Strecke. Noch ziemlich sauber auf den ersten 2 Kilometern. Danach wurde es matschiger.

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Komplizierte Beschilderung...

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Die Begeisterung über das Wetter hält sich in Grenzen!

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Sympathischer Übernachtungsort. 22 Franken pro Person, Kajütenbett, Stuhl und Heizstrahler. Die Klamotten waren anderntags trocken ;-)


Day 5 - Donnerstag, 12. Juli 2007
Interlaken - Leukerbad

Der Tag der Königsetappe! Und endlich, endlich zeigt sich auch das Wetter von der besten Seite. Bereits beim Aufstehen in Ballmers Tent Village werden die ersten blauen Flecken am Himmel gesichtet und bis nach dem Frühstück haben sich auch die restlichen Wolken verzogen.

Am Vortag haben auch die 3 Days Gigathleten noch eingecheckt (auch Warmduscher genannt) und so stehen am Schwimmstart in Därligen nun hunderte von oranger und grüner Swimcaps. Während die Sonne sich im Osten über die ersten Berge erhebt ertönt in Därligen der Startschuss. Von dort gehts quer durch den Thunersee bis nach Neuhaus - bei Sonne und immer angenehmeren Temperaturen eine prachtvolle Schwimmstrecke im Herzen des Berner Oberlands. In Neuhaus übernimmt Ralph und macht sich auf den beschwerlichen Weg in Richtung Brienz - Meiringen - Innertkirchen - Guttannen - Grimselpass - Gletsch und weiter nach Fiesch. Den 26km langen Aufstieg zum Grimsel bewältigt er in rund 130 Minuten - eine Glanzleistung wenn man bereits vier Tage Gigathlon in den Beinen hat.

Unterdessen ist meine Wenigkeit mit dem Zug unterwegs von Interlaken nach Brig. Stress ist zwar keiner angesagt, aber dennoch muss der Transfer in die Wechselzone nach Brig möglichst effizient vor sich gehen. Beim Umsteigen in Spiez wird der reguläre Schnellzug von rund 500 Bikern in Beschlag genommen - auf den Gängen ist kein Durchkommen mehr. Über Frutigen und Kandersteg gehts durch den Lötschbergtunnel weiter nach Brig. Dort wartet bereits der Shuttlebus und bringt uns nach Fiesch. Rund eine Stunde vor dem Eintreffen von Ralph befinde ich mich am Bikepark und lasse als erstes meine Vorderbremse reparieren. Kurz nach 13 Uhr gehts dann von Fiesch in Richtung Saflischpass. Für Teams of Five ist die Strecke eine Traumroute - für Singles und Couples sind die 1600Hm Aufstieg am Stück eine Tortur... den Grimselpass noch in den Beinen gehts gleich wieder weiter nach oben.

Die ersten Kilometer fahren sich noch relativ schnell und einfach. In Heiligkreuz beginnt dann die Steigung erst richtig und mancher fährt bereits auf dem letzten Ritzel. Anders als bei meiner Reko-Tour Mitte Juni bin ich ziemlig gut drauf und kann ein hohes Tempo fahren. Nach weniger als zwei Stunden ist die zweite Verpflegung bei km 19 erreicht und es geht in wenigen Serpentinen weiter bis auf die Passhöhe. Oben haben wohl alle mit Schneefeldern und Matsch gerechnet - aber nichts dergleichen. Der Weg ist zu gut 80% fahrbar und so treffe ich recht schnell beim Scheitelpunkt auf 2564m ein. Schnell einen Powerbar verdrückt und die Windstopperjacke angezogen und schon gehts die Abfahrt Richtung Brig runter. Die ersten Kilometer bis Rosswald sind technisch anspruchsvoll, schmal und nicht immer fahrbar. Danach folgt ein ca. 5km langes Stück welches sehr gut zu fahren ist, ehe es mitten in Rosswald in die Trails geht. Serpentinenartig gehts steil durch den Wald nach unten. Die Bremsbeläge werden aufs Äusserste strapaziert und die Bremsen beginnen zu dampfen. Geil!

Kurz vor dem Ziel muss natürlich noch eine Gegensteigung mit rund 100Hm gefahren werden. Die Beine brennen im kurzen Aufstieg, aber der Kopf siegt. Nach meiner Ankunft macht sich Steffi auf die 28km lange Inlinestrecke von Brig nach Turtmann. Eine ziemlich flache Angelegenheit - wenn da bloss der Gegenwind nicht wäre. Ekelhaft bläst der Wind den Skatern entgegen. Glücklich ist, wer im Windschatten fahren kann... Steffi meint nach rund 70 Minuten, dass die Strecke ähnlich anspruchsvoll gewesen sei, wie 50km ohne Wind.

Als letzte geht Nina auf die Strecke und rennt von Turtmann nach Leukerbad. Auf 16km gehts ganze 1000Hm nach oben - eine Tortur auch bei den langsam angenehmer werdenden Temperaturen. Das Team macht sich unterdessen ebenfalls nach Leukerbad auf und bezieht die vom Gigathlon bereit gestellte Ferienwohnung. Endlich wieder richtig Duschen und ein anständiges Bett... Als Nina im Ziel eintrifft ist es noch hell. Nach dem Essen gehts schnell ins Bett - die Läufer kommen als letzte an und starten anderntags als erste. Unfaire Welt!

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Wir watscheln zum Frühstück. Unsere Schwimmerin bereits im Neoprenanzug... hinten zeigt sich langsam die Sonne ;-)

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Ohne Worte...

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Biker kommen auf dem Saflischpass an. Ein harter Aufstieg, aber die Aussicht entschädigt für alles. Einfach traumhaft!

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Geschafft! Der höchste Punkt des Gigathlon 2007!

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Auf der Fahrt nach Leukerbad. Das Rhonetal in der Abendsonne...


Day 6 - Freitag, 13. Juli 2007
Leukerbad - Nyon

Freitag der 13. Zumindest der Wecker war der Meinung, er müsste wieder mal um 06:00 Uhr klingeln. Egal! Heute können wir auch mal 15 Minuten länger schlafen. Der Start ist für 08:00 Uhr in Leukerbad vorgesehen - dank der Übernachtungsmöglichkeit in der Ferienwohnung ist das Startgelände nur gerade 10 Minuten entfernt. Nachdem das Gepäck wieder im Auto verstaut ist, gehts zum Start und zum Frühstückszelt.

Zum ersten Mal sind die hellen Brötchen ausgegangen... dann gibts halt ausnahmsweise Vollkorngebäck. Man muss ja schliesslich irgendwas essen! Nina startet punkt 08:00 Uhr zur Laufstrecke von Leukerbad nach Crans-Montana. Die Sonne strahlt bereits auf das Startgelände als sich der Tross in Bewegung setzt - einmal mehr eine Traumkulisse. Leukerbad hat sich für die Gigathlonetappe herausgeputzt - mit Abstand der beste Etappenort!
Nach dem Start gehts mit dem Auto wieder nach unten in Richtung Leuk und von dort weiter nach Sierre. An der Standseilbahn Sierre - Montana werde ich abgesetzt und mache mich mit ebendiesem Gefährt auf den Weg Richtung Wechselzone. Die Sonne brennt bereits vom Himmel als ich mich in Crans bereit mache. Ein kurzer Schock - mein Bike ist nicht in Crans angekommen. Nach kurzer Suche finde ich es dennoch - irgendein Idiot hatte es im falschen Sektor des Bikeparks abgestellt ;-)

Nina trifft nach etwas mehr als drei Stunden in der Wechselzone ein. Viele Biker sind nicht mehr da und so mache ich mich auf den Weg in Richtung Martigny. Laut Streckenguide sollen 1000Hm auf dem Programm stehen - wo sich diese verstecken bleibt ein Rätsel. Über Trails und Wanderwege gehts in Richtung Sion und weiter durch die Weinberge. Nach einer Kurve wird den Bikern schlagartig bewusst, dass die 1000Hm kein Witz waren. Die Strasse geht mit gut 25% Steigung durch die Weinberge nach oben - absteigen und schieben! Die Verpflegungsstelle ist bald erreicht und damit auch das Ende der rasanten Abfahrt. Zusammen mit 5 anderen Bikern verlasse ich die Wechselzone. Im Schlepptau (resp. im Windschatten) ziehen wir einen Single-Athleten nach Martigny. Die 30km auf flachem Terrain sind nicht besonders anspruchsvoll, jedoch herrscht natürlich wieder einmal Gegenwind. Durch gegenseitiges Windschattenfahren kommen wir jedoch recht schnell zur Wechselzone nach Martigny.

Dort übernimmt Steffi für die Inlinestrecke in Richtung Ollon. Ralph und Sereina befinden sich bereits in der Wechselzone Ollon als sich Steffi auf den Weg macht. Nochmal Gegenwind, als hätten wir das in den letzten Tagen nicht schon des Öfteren gehabt. Hinzu kommt teilweise himmeltrauriger Belag auf der Skatestrecke und eine schier unerträgliche Hitze...
Nina und ich fahren im Teambus von Martigny nach Ollon und stehen schon bald im Stau. Auf der Autobahnausfahrt geht mal wieder nichts mehr. Ein Teamfahrzeug hinter dem anderen. Stau so weit das Auge reicht... nein... eigentlich stehen wir nicht im Stau. Wir SIND der Stau!

Sereina hat das Glück, für einmal in 21° warmem Wasser schwimmen zu dürfen. Im Baggersee von Ollon sind zwei Runden angesagt. Was wäre jeder andere Gigathlet froh, wenn er sich diese Abkühlung ebenfalls gönnen dürfte... Als letzter startet Ralph an diesem Tag und nimmt die 116km Rennvelo in Angriff. Entlang des Genfersees gehts ziemlich wellig von Ollon nach Nyon. Die Region Lavaux bietet zwar hervorragende Blicke auf den See... doch aufgrund der fehlenden Bäume ist die Strecke ziemlich der Sonne ausgesetzt und dementsprechend warm wird die Etappe.
In Nyon gastiert das Camp auf dem Gelände des Paléo-Festivals. Da ein Grossteil der Parkplätze durch den Regen Anfang Juli aufgeweicht wurde, muss auf andere Plätze ausgewichen werden. So will es der Zufall, dass wir rund 1km vom Camp entfernt unser Auto abstellen. Ganz in der Nähe ist eine Wiese, die kurzerhand mit Zelten zugepflastert wird. Und dann wäre da noch die Pizzeria direkt neben dem Parkplatz zu nennen, welche an diesem Freitag den 13. wohl den Umsatz des Jahres gemacht hat... Lecker! Pizza und Spaghetti Pesto!

Gegen 23:00 Uhr komme ich auf die Idee, noch schnell ein Schaltkabel am Bike zu wechseln... danach gehts ziemlich schnell ins Bett. Der letzte Tag steht vor der Tür!

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Sonnenaufgang in Leukerbad. Blick zum Gemmipass... bald gehts los!

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Frühstück... mit Brötchen, Butter, Marmelade, Käse, Joghurt, Müsli und Fruchtsaft.

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Der "MusstdujetztgeradeeinFotomachen"-Blick

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Motorrad vom schweizer Fernsehen. Merke: Medien = grün!

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Der Start ist erfolgt!

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Einer der rund 3'000 Wegweiser, die jeden Tag aufgestellt wurden.

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Das Rhonetal erwacht... und der Tag wird noch heiss werden!

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Wichtigstes Kommunikationsmittel am Gigathlon... "Wo bist du?" und "Wie lang brauchst du noch" sind die Standardfragen ;-)


Day 7 - Samstag, 14. Juli 2007
Nyon - Bern

Wer meinte, der letzte Tag würde ein lockeres ausfahren, der wurde bitter enttäuscht... Nach einer abermals kurzen Nacht klingelte der Wecker gegen 06:00 Uhr. Die ersten Sonnenstrahlen hatten das Zelt bereits in ein warmes, oranges Licht getaucht. Bike-Klamotten anziehen und raus! Eine kurze Morgentoilette so gut das eben geht... danach zum Camp Frühstück und Lunch fassen.

Kurz nach dem Frühstück macht sich Sereina im Neoprenanzug und mit Badeschlappen bewaffnet auf den Weg zum Shuttlebus. Es geht zum Genfersee, wo 3km Schwimmen auf dem Programm stehen. Ein letztes Mal dem Sonnenaufgang entgegenschwimmen... ein letztes Mal den Widerstand des Wassers spüren... ein letztes Mal schwimmen...
Ralph macht sich unterdessen bereit und fährt mit dem Rad direkt vom Parkplatz in die Wechselzone, während der Rest des Teams die Zelte im Wagen verstaut und sich in der Pizzeria vom Vorabend einen Kaffee gönnt. So viel Zeit muss sein!

Nach der Rückkehr von Sereina gehts im Teamfahrzeug wieder auf die Autobahn in Richtung Lausanne und von dort weiter nach Chatel St. Denis. Im kleinen Örtchen am Rande des Kantons Freiburg ist die nächste Wechselzone aufgebaut. Steffi steigt mit Skates bewaffnet aus dem Fahrzeug aus, und sofort wird Chatel St. Denis wieder verlassen. Es finden sich einfach keine 2000 Parkplätze, so dass nur kurz angehalten werden darf, um den Skater aussteigen zu lassen.
Weiter gehts im Teambus nach Bulle... Ralph ist noch unterwegs und kämpft sich bei wiederum heissen Temperaturen über 80km Rennvelostrecke. Als Steffi abgelöst wird, stehen wir bereits in der Wechselzone Bulle... das Bike steht bereit und funktioniert einwandfrei. Die Wechselzone in Bulle wurde in einer Messehalle des Espace Gruyère eingerichtet. Dabei gestaltet sich die Anfahrt der Skater als ziemlich problematisch... nach passieren der Zeitmessung gehts in eine enge 90° Kurve und sogleich die LKW-Rampe runter zur Halle. Danach folgt eine 180° Kurve welche direkt in die Halle führt... dumm nur, dass der Hallenboden mit Epoxydharz beschichtet und ziemlich glatt ist. Bremsen fällt den Skatern ziemlich schwer und so mancher lässt sich einfach gegen die Wände fahren um überhaupt noch bremsen zu können.

Nach dem Eintreffen von Steffi gehts auf die letzte Bikestrecke. Die ersten 6km von Bulle nach Broc werden teilweise auf der neuen Ortsumfahrung zurückgelegt - ein echter Highspeedkurs. Ab Broc fängt dann allerdings der härtere Teil an. Zuerst gehts noch ziemlich locker bis nach Charmey hoch. Danach folgt bald der Aufstieg nach La Berra. Wer hätte gedacht, dass die ziemlich flachen Hügel des Greyerzerlands dermassen steil sein können? Teilweise schieben sämtliche Biker ihri Gefährte nach oben, ehe es nach dem Kulminationspunkt auf die Abfahrt geht. Der erste Kilometer ist ziemlich speziell... eine kleine Hochebene mit vielen Preiselbeersträuchern. Mitten hindurch führt ein ausgewaschener Trail mit vielen Stufen, welche auch die beste Federgabel an den Rand der Verzweiflung bringen. Kilometer zwei der Abfahrt führt über einen breiten Weg, der gerade ausgebessert wird. Eigentlich ist es ein gewalztes Geröllfeld... ekelhaft zu fahren. Nach der Verpflegung gehts auf Teerstrassen hinunter in Richtung Plasselbschlund und gleich anschliessend wieder bergauf. Nach passieren von Kalchstätten und der Kantonsgrenze zum Kanton Bern erfolgt eine letzte, steile Abfahrt und schon kommt Schwarzenburg in Sichtweite. Die Stimmung in der dortigen Wechselzone ist effektiv nicht mehr zu überbieten. Der absolute Oberhammer!

Als letzte geht Nina auf die Strecke und macht sich auf die 28.5 km in Richtung Bern. Die Sonne brennt obwohl es schon spät am Nachmittag ist... zweimal kreuzt die Strecke die Kantonsstrasse und führt zwischendurch über den Sensegraben. Eine wunderschöne Gegend der Schweiz - nur wenige Kilometer von Bern entfernt!

In Bern gehts für mich erst unter die Dusche, danach wird das Abendessen eingenommen... Punkt 19:55 Uhr trifft Nina in Bern ein und gemeinsam wird die Ziellinie überquert. Es ist geschafft! Nach sieben harten Tagen, 1432km und 26'690 Höhenmetern ist das Ziel erreicht. Die ultimative Traumreise durch die Schweiz. Vergessen sind Regen, Wind, Kälte und Schmerzen. Es zählt einzig und allein der Sieg über den inneren Schweinehund...

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In der Wechselzone in Bulle. Ein ziemliches Chaos!

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Zieleinlauf in Bern. Jedes Team wird frenetisch gefeiert... Volksfeststimmung wie an der Tour de France.

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Die Sanität - dein Freund und Helfer. Es gab einiges zu tun, wenn auch nichts wirklich gravierendes!

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Nina trifft in Bern ein... gemeinsam werden die letzten 200m zurückgelegt. Einfach geil!

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Bike-Transport per Sattelschlepper. Eine logistische Meisterleistung!


Für ausführliche Infos über die Strecke empfehle ich die offizielle Gigathlon Website.
Der nächste Gigathlon findet Anfang Juli 2008 statt - dann allerdings nur während 1 oder 2 Tagen. Voraussichtlich 2012 gibts wieder einen 7-Tages Gigathlon. Ich glaube, ich bin dann nochmal dabei ;-)
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Mad Banana
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Beitrag von Mad Banana »

Hups... im falschen Forum.
Kann ein Mod den Beitrag in die "Schweiz" verschieben?
Sorry :?
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thun
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Beitrag von thun »

Wahnsinnstour. Respekt, dass Du (und natürlich Dein Team) sowas durchgezogen haben. Ich könnte es nicht :wink:

Werds mir mal bei Gelegenheit auch durchlesen, jetzt hatte ich keine Lust.
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taunussi
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Beitrag von taunussi »

Wow! Ein sehr schön ausgeschmückter Bericht der persönlichen Grenzerfahrungen.
Nur gut, dass Ihr auch im Windschatten fahren durftet (oder war das offiziell verboten?).
Dieser Wettkampf hätte mir als RR-Fahrer und Läufer bestimmt auch viel Spaß gemacht...
Ski en France = parfait!
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Mad Banana
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Beitrag von Mad Banana »

@ taunussi
Bis letztes Jahr war es den Single und Couple Athleten nicht gestattet, Windschatten zu fahren. Dies wurde allerdings für die diesjährige Ausgabe aus dem Reglement gestrichen - welche Argumente nun dafür oder dagegen sprachen kann ich leider nicht beantworten. Bei den Teams of Five war das ganze nie ein Thema, da wurde seit jeher munter Windschatten gefahren 8)
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