Genova oder zu Deutsch Genua hat nördlich der Alpen einen ziemlich schlechten Ruf. Dreckige Hafenstadt, Stinkstadt, Hässlich, usw. sind so die gängigen Vorurteile. Viele kennen von Genua ja auch nur den Hafen. Vom Verladen auf die Fähre nach Korsika, Sardinien oder irgendwelche Kreuzfahrten. Auch ich kannte die Stadt bisher nur von der Autobahnbrücke aus. Trotzdem hat es mich immerschonmal gereizt, dieses sogenannte Moloch mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und eines vorweg, ich wurde positiv überrascht. die Stadt wird stark unterschätzt und hat ihren ganz eigenen Charme. Vor allem die Altstadt mit den engen Gassen. Zudem ist die Stadt in 2WK zum Glück nicht zerstört worden. Viele Gebäude sind noch Original. Auch später hat man nicht grossflächig Glaspaläste gebaut. Die Strassenführungen und Erschliessungen sind kurios, Tunnels Passagen und Brücken sowie Haufenweise Aufzüge. Aber dazu später mehr. Zuerst geht es mal zum eigentlichen Highligh der Stadt, der Zahnradbahn Principe-Granarolo.
Der Bahnhof Piazza Principe, Dreh und Angelpunkt Nummer 1 für An und Abreise mit der BAhn. Hier startet die Eisenbahn nach Mailand, Nizza und in die 5 Terre.
Piazza Principe
Die Talstation der Zahnradbahn Granarolo befindet sich etwas oberhalb der Piazza, versteckt neben einer riesigen Stützmauer.
Ja hier haben wir es mit einem echten Oldtimer zu tun. Die Zahnradbahn System Riggenbach wurde 1901 eröffnet.
Die Bahn hat eine bewegte Geschichte hinter sich, läuft aber seit 2012 wieder frisch renoviert in altem Charme. Hier das Fahrpult
Die Zahnradbahn ist eigentlich viel näher mit der Standseilbahn verwandt, als mit ihren Artgenossen in den Alpen. Die Spurweite beträgt kuriose 1200mm was bei Eisenbahnen eine Aussnahme darstellt, bei Standseilbahnen mit Wasserballastantrieb aber Normalspur entspricht. Die Wagenkasten sind gestuft aufgebaut wie bei einer Standseilbahn und zu guter letzt besitzt die BAhn eine automatische Ausweiche in der Streckenmitte System Abt.
Quitschend und ratternd fährt der einzige Triebwagen (Vormals 2) zuerst durch die Häuserschluchten unterhalb der via Bari. Diese wird mit einem Tunnel unterfahren. Der Stromabnehmer wurde nachträglich eingebaut. Hinten ist noch ein Rollenstromabnehmer für die Bergfahrt eingebaut. Für die Talfahrt ist der Stromabnehmer sowieso abgesenkt.
Bahnübergänge ohne Lichtsignal oder Schranke. Für Italien bemerkenswert! Allgemein ist der Umgang in Genua sehr locker. Das Trasse wird gemütlich auch als Gehweg benutzt auch wenn der Zug einem entgegen kommt. der Lokführer meckert nicht wenn man Fotos macht, bzw lässt einem sogar im Führerstand mitfahren.
Kreuzung in der Streckenmitte mit 2 Weichen System Abt. Kein Stellwerk nötig, Keine Mechanik, keine Überwachung
Ausweiche in der Streckenmitte. Wenn man bedenkt, was die Zürcher bei der Dolderbahn bei ähnlicher Strecke für einen Aufwand für die Ausweiche Betrieben haben fragt man sich schon warum man nicht wie hier einfach auf Seilbahntechnik zurück gegriffen hätte??
Im oberen Bereich der 1,1km langen Strecke verlässt die BAhn die Häuserschluchten und führt dem Hang entlang durch ein Villenquartier. Dabei werden 7 Zwischenstationen angefahren.
Der einzige Bahnübergang für Fahrzeuge. Wegen schlechtem Unterbau konnte die Bahn zwischen der via Bari und der Bergstation nur noch zu Dienstfahrten verkehren. bis 2012 wurde die komplette Strecke saniert und das Zahnradsystem Riggenbach durch das System Von Roll ersetzt.
Oberer Teil de Strecke welcher saniert wurde. Sehr schön gemacht, für Italien keine Selbstverständlichkeit. Andernorts hätte man irgend ein Panoramaplastikersatzbus oder sowas aufgezogen und die Bahn abgerissen.
Bergstation Granarolo. Noch wie 1901. Die Bahn war von Anfang an elektrisch
Aussicht von der Bergstation auf die Stadt.
Da Genova an den Berg gebaut ist, besitzen viele Häuse 2 Eingänge. Einen im EG und einen auf dem Dach welcher per Fussgängersteg mit der Höherliegenden Strasse verbunden ist.
Lustig. Die Automaten geben nur maximal 5 Euro Rückgeld. Den Rest bekommt man auf einem Kärtchen. Dieses muss man dann persönlich beim Büro der AMT (Verkehrsbetriebe von Genua) zwischen 0830 und 1530 (Exl 2h Mittagspause) von Montag bis Freitag abholen. Nunja an Ostern reicht das glaub nicht. Wir konnten es aber dann an einem Kiosk eintauschen. Der geht es dann tauschen wenn er genug davon hat. Italien.
Nochmals der nostalgische Wagen vor der Kulisse der Grossstadt
Seit 1991 hat Genova auch eine Metro. Die aber so ziemlich nutzlos und kurz ist. Besser gehts mit dem Bus. Und mit dem gehts auch zur nächsten Attraktion.....
Video der Bahn: