Schweiz: Mit Kunstschnee gegen Probleme

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Jay
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Schweiz: Mit Kunstschnee gegen Probleme

Beitrag von Jay »

Espace.ch meldet:
Mit Kunstschnee gegen Probleme
Der schneearme Winter war gar nicht so schlimm: Dank Beschneiung schliessen viele Skigebiete zufrieden stellend ab. Doch die Strukturprobleme und damit der Handlungsbedarf bleiben. Neue Strategien sind gefragt.

«Wir hatten meistens genug Schnee. Nur glaubte uns niemand im Unterland», sagt Hans Trachsel. Damit spricht der Geschäftsführer der Elsigen-Metsch-Bahnen vielen Betreibern aus dem Herzen. Der milde Winter hat somit vor allem den kleinen Betrieben Mühe bereitet. Jenen, die nicht über ausreichend Mittel verfügen, um intensiv Marketing zu betreiben. Das bestätigt Hans Höhener, der Präsident der Seilbahnen Schweiz: Verglichen mit dem Gesamtumsatz der Branche betraf der Verlust durch den Schneemangel nur zehn Prozent.

Doch die saisonalen Schwierigkeiten sind nur ein Problem der Schweizer Skigebiete. Die seit Jahren konstant 2,7 Millionen Schweizer Skifahrer werden immer älter. Dazu kommt, dass immer weniger Junge das teure Vergnügen schätzen. Der Heimmarkt stagniert. Noch ist es aber nicht so weit wie in Japan: Dort mussten in den letzten Jahren Skigebiete schliessen, weil der Heimmarkt derart eingebrochen ist.

Hoffnung aus ChinaUm dies in der Schweiz zu verhindern, orientieren sich immer mehr grosse Skigebiete an internationalen Märkten. Nationen wie China oder Südkorea sind die grossen Hoffnungsträger: Dort wächst eine finanzstarke Bevölkerungsschicht he-ran, die auch bereit ist, viel Geld für ihr Hobby auszugeben.

Um diese Menschen anzusprechen, braucht es aber viel Geld fürs Marketing. Zu viel für einzelne Skiregionen: Immer mehr arbeiten sie also zusammen oder fusionieren gar. Die Strukturbereinigung hat in der Schweiz bereits begonnen: Laax-Flims-Falera, Davos-Klosters, Lenzerheide, vier Oberengadiner Bergbahnen und weitere haben bereits Fusionsverträge unterzeichnet. Dementsprechend ist bei Seilbahnen Schweiz die Mitgliederzahl in zwei Jahren von 419 auf rund 400 gesunken.

Wundermittel Kunstschnee

Laut Thomas Bieger, dem Leiter des Instituts für Tourismus an der Uni St.Gallen, müssen Skigebiete mindestens über 200 Pistenkilometer anbieten können, um für internationale Gäste interessant zu sein (siehe auch Interview). Dafür ist die künstliche Beschneiung für viele Skigebiete das Wundermittel. Seilbahnen Schweiz veranschlagt für Beschneiungsanlagen gesamtschweizerisch einen Finanzbedarf von rund 800 Millionen Franken. Unsere Nachbarn geben dabei den Takt an: In Österreich werden 54 Prozent aller Pisten beschneit, allein im Südtirol sind es über 80 Prozent. In Frankreich liegt der Wert bei rund 65 Prozent.

Das kostet viel Geld – und muss andernorts wieder eingenommen werden. Zum Beispiel im Gruppengeschäft, wo fusionierte Gebiete eine bessere Verhandlungsbasis haben als einzelne kleine Skigebiete. Anschauungsunterricht liefert da auch die französische Compagnie des Alpes (CdA), Europas grösster Wintersportunternehmer. Sie hat sich an diversen Walliser Bergbahnen beteiligt. Anfang 2007 hat die CdA gemeldet, sie führe Fusionsverhandlungen mit der Nummer zwei im französischen Wintersportgeschäft, der Sofival. Damit würde eine einzelne Firma in 14 Skigebieten einen Umsatz von 410 Millionen Franken erwirtschaften. Im Gegensatz dazu steht die Schweiz, die mit über 600 Seilbahnunternehmen einen Umsatz von 840 Millionen generiert.

Sommer attraktivieren

Skigebieten, die in dieser Liga nicht mitspielen können, bleibt die Nischenstrategie. «Sie müssen den Leuten attraktive Gründe geben, weshalb sie ein kleineres Skigebiet besuchen sollen», sagt Höhener.

Meiringen-Hasliberg im Berner Oberland macht sich etwa stark für Freerider, die Axalp für Familien, die Engstligenalp verkauft sich als preisgünstiger Insidertipp. «Wichtig ist auch, dass das Sommerhalbjahr attraktiver gestaltet wird», sagt Höhener. Er habe beobachtet, dass gerade in diesem Winter viele Ausflugstouristen für ein besseres Ergebnis gesorgt hätten.

Kleine gegen Fusionen

Schliesslich haben aber auch grosse Skigebiete ein Interesse an den Kleinen, denn hier wird der Nachwuchs gefördert. Dass Städter möglichst nah an ihrem Wohnort auf die Skipiste wollen, zeigt auch die Idee einer Skihalle im Mittelland.

Die kleineren und mittleren Skigebiete im Berner Oberland wollen jedoch nichts wissen von Fusionen. Eine einzelne Firma, die zum Beispiel Meiringen-Hasliberg als Hauptskiort, die Axalp als Einsteigergebiet und das Brienzer Rothorn als Sommerattraktion vereinigen würde, können sie sich nicht vorstellen. Vorteile der Idee wären, dass der Verbund ein klar definiertes Angebot hätte, das in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter attraktiv wäre. Zudem könnte bei Verwaltung, Betrieb und Unterhalt Geld gespart werden, das wiederum für Investitionen zur Verfügung stünde.

Effizienz gesteigert?

Skeptisch dazu äussert sich Hans Beeri, Direktor der Meiringen-Hasliberg-Bahnen: «Die Betriebsführung wäre unter einer Leitung sicher einfacher. Ob damit aber die Effizienz gesteigert wird, da bin ich skeptisch.» Als eigenständige Betriebe sehen – zumindest im derzeitigen Umfeld – auch Hans-Ulrich Egli, Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Axalp, und Hans Trachsel, Geschäftsführer der Elsigen-Metsch-Bahnen, ihre Unternehmen. Rémy Kappeler

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